Schwitz! Wasser, Eis und Ventilatoren werden knapp!
Eis- und Getränke-Hersteller schieben Sonderschichten. In vielen Baumärkten sind Anti-Hitze-Artikel bereits vergriffen
NÜRNBERG Vier bis sechs Liter Wasser sollte ein Erwachsener in der Sommerhitze täglich trinken, so die Empfehlung der Bundesärztekammer. Der Erfrischung dienlich – auch ohne Empfehlung der Bundesärztekammer – sind darüber hinaus ein leckeres Eis oder ein paar kühle Radler, am besten genossen unterm Sonnenschirm, vor dem Ventilator oder gleich im Planschbecken. Einige dieser sommerlichen Vergnügungen sind allerdings in Gefahr: Denn ganz gleich ob Eiscreme, Zitronensprudel oder Sonnenschutz – die Hersteller müssen mit einer Mega-Nachfrage klar kommen. Dieser Jahrhundertsommer, er sprengt alle Maßstäbe...
„Wir arbeiten dieser Tage rund um die Uhr im Dreischichtbetrieb“, berichtet Markus Rhau, Leiter der Marketingabteilung von Frankenbrunnen in Neustadt/Aisch. Die Mitarbeiter stöhnen unter Wochenendbetrieb und Urlaubssperre. Momentan füllen rund 100 Produktionsmitarbeiter im Neustädter Werk 1,5 Millionen Flaschen pro Tag ab – 30 Prozent mehr als der Jahresdurchschnitt. Sollte es tatsächlich zu Engpässen kommen, liegt das allerdings an den begrenzten Lagerräumen in Getränkemärkten: „Wir produzieren weiter“, so Rhau.
Einiges zu leisten haben auch die Mitarbeiter von Tucher: Die Nürnberg-Fürther Brauer schwitzen allerdings weniger vor den Kesseln, in denen die Tucher-Klassiker (Zirndorfer, Hefeweizen etc.) bereitet werden, sondern bei der Produktion alkoholfreier und leichter Bierprodukte: „Am besten gehen gerade Lightbiere und Biermixgetränke wie unserer neues Cola-Weizen“, sagt Tucher-Boss Fred Höfler. Ein Bomben-Geschäft – da Höfler aber auch „nie laut jammert“, jubelt er stattdessen „leise in sich hinein“.
„So einen Mega-Sommer hab’ ich in Nürnberg in 20 Jahren nicht erlebt“
Hochkonjunktur herrscht auch bei den Eiscreme-Spezialisten von Roseneis in der Nürnberger Nordstadt. Sprecher Manfred Zaunbrecher: „Wir haben zusätzlich 70 Saisonarbeiter eingestellt. Im Moment verlassen jeden Tag 70 Lkw mit je 33 Paletten die Werke.“ Normalerweise sind es nur 30 Eislaster pro Tag. Verkaufshit: Kleine Stieleise mit hohem Milchanteil. Eher fruchtige Varianten bevorzugen die Kunden der „Gelateria“ am Hauptmarkt: „Tagsüber machen wir bei der großen Hitze nicht den großen Umsatz“, räumt Chef Nicola de Col ein. Abends jedoch brummt der Laden bis Mitternacht: „So einen Mega-Sommer hab’ ich in Nürnberg in 20 Jahren nicht erlebt“, so der Padrone.
Vor echten Schwierigkeiten stehen Hitzemüde, die sich in Baumärkten einen Ventilator, eine Klimaanlage oder ein Planschbecken zulegen wollen: „In vielen unserer Märkte sind diese Produkte ausverkauft“, sagt „Praktiker“-Sprecher Harald Günter. Und sie werden in den nächsten Wochen auch nicht nachgeliefert.
Dafür versprechen die Heimwerker-Ausstatter: „Im nächsten Jahr werden wir dafür sorgen, dass der Nachschub nicht ausgeht.“
Bleibt zu hoffen, dass dann aber auch dieser Jahrhundertsommer kein Ausrutscher war...
Steffen Windschall
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