Schweizer Kracher
Albert „Bumm“-Bunjaku und Daniel „Düsentrieb“ Gygax machen den Club glücklich. Coach Oenning: „Ein wichtiges Spiel so zu gewinnen, sagt viel aus“
NÜRNBERG Wer dem Club in den letzten Spielen zusehen musste, rieb sich am Samstag verwundert die Augen. Die von Trainer Michael Oenning ausgerufene Mission „Neustart“ war ein voller Erfolg! Nach dem völlig verdienten und phasenweise berauschenden 3:0-Sieg über Schlusslicht Hertha BSC Berlin standen die beiden FCN-Eidgenossen, die es dreimal krachen ließen, im Mittelpunkt der Jubel-Arien: die Schweizer Garde mit dem zweimaligen Torschützen Albert „Bumm“-Bunjaku und Daniel „Düsentrieb“ Gygax.
Bader: "Die Selbstzweifel sind geringer geworden"
„In den letzten 14 Tagen sind wir zum Ursprung zurückgekehrt“, spielt Oenning auf die Länderspielpause seit der 0:4-Vorführung in Leverkusen an. Dass seine Schützlinge in den Einheiten wesentlich aggressiver und deutlich konzentrierter zu Werke gingen, blieb ihm nicht verborgen. Zweikämpfe suchen und beherzt angehen, mit Tempo zum Tor spielen (zuvor herrschte 214 Minuten Flaute) und: „Jeder muss für den anderen da sein“, lautete Oennings Ansage vor dem Kellerduell.
„Die grundsätzlichen Selbstzweifel sind mit diesem Sieg geringer geworden“, verweist Manager Martin Bader dennoch darauf, dass ein langer Weg im Abstiegskampf bevorsteht. „Wer sich jetzt ausruht, wird sich wieder ganz hinten anstellen müssen.“ Oenning pflichtet bei: „Ein wichtiges Spiel so zu gewinnen, sagt eine Menge aus. Das gibt viel Selbstvertrauen und liefert Hinweise, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Warten wir die Reaktion ab.“
Letzteres gilt vor allem für Gygax. Zwischen Wahnsinn (teils pomadiges Auftreten im Training) und Genie (teils unglaubliche Raffinesse im Spiel) liegt für den feinen Techniker eben nur ein schmaler Grat: „Es gibt Spieler, die zeigen unter der Woche mehr oder weniger, manche polarisieren.“ Daniel besonders. Ihn würden die Kiebitze am Valznerweiher ob seiner bisweilen provokanten Lustlosigkeit manchmal am liebsten am Schlafittchen packen. Passend dazu seine Geste nach seinem an Frechheit kaum zu überbietenden 1:0. Mehrmals fuhr sich Gygax mit der rechten Hand energisch über die Lippen, nachdem er Hertha-Keeper Sascha Burchert getunnelt hatte. Der „Reißverschluss“ sollte bedeuten: Kritiker, haltet den Mund! „Es war meine Art zu zeigen: Ich bin noch da!“, berichtet Gygax.
Kluge: "Vielleicht hat es bei jedem hat Klick gemacht"
Ob er nach seiner Bundesliga-Premiere auch künftig eine Rolle spielt? Oenning wollte „eine Gruppe finden“, die im Abstiegskampf „über einen längeren Zeitraum zusammen spielt“. Jetzt sagt der Trainer nur: „Abwarten. Dennis Diekmeier hat gefehlt, Isaac Boakye ist wieder im Kommen.“ Gygax verweist auf Altbekanntes: „Zur Philosophie des Fußballs gehört es, dass Automatismen vorhanden sein müssen, man oft zusammen spielen muss. Es ist wichtig, Konstanz zu finden. Das ist kein schlechtes Rezept, um erfolgreich zu sein.“
„Vielleicht hat es bei jedem ,klick’ gemacht“, hofft Peer Kluge. „Alle waren geil auf den Erfolg.“ Mike Frantz, überragender Vorbereiter, zum Beispiel: „Jetzt weiß jeder, dass wir immer an die Leistungsgrenze gehen müssen.“ Das sieht der zweite, „überglückliche“ Club-Schweizer genau so. „Das war der Lohn für zwei Wochen harte Arbeit“, strahlt Bunjaku, dessen Hoffnung sich auch in Hoffenheim am kommenden Samstag erfüllen soll: „Der Gegner ist immer nur so stark, wie man ihn machen lässt.“ Gutes Gelingen. Markus Löser, kk
Mehr über den Club, die Einzelkritik und wie Dennis Diekmeier seinen Allergie-Schock überstanden hat, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer Abendzeitung am Montag, 19. Oktober.
- Themen:
- Hertha BSC
- Martin Bader