Schweinegrippe: Verwirrspiel um den Test

Bereits über 760 Fälle in Nürnberg gezählt – doch den Viren-Abstrich gibt es nur noch in wenigen Ausnahmefällen
von  Abendzeitung
Impfen, testen - nichts läuft wirklich reibungslos in der Bekämpfung der Schweinegrippe im Freistaat Bayern.
Impfen, testen - nichts läuft wirklich reibungslos in der Bekämpfung der Schweinegrippe im Freistaat Bayern. © ap

NÜRNBERG - Bereits über 760 Fälle in Nürnberg gezählt – doch den Viren-Abstrich gibt es nur noch in wenigen Ausnahmefällen

Die Zahlen steigen und steigen. In Nürnberg sind bisher insgesamt über 760 Menschen mit der Schweinegrippe infiziert worden – offiziell. „Tatsächlich“, so Jutta Lausecker, Leiterin des Infektionsschutzes beim Gesundheitsamt, „dürfte die Zahl beim Zehnfachen liegen – die Dunkelziffer ist enorm hoch.“ Alleine am Wochenende kamen 100 neue Fälle dazu! In ganz Bayern ist die „Neue Grippe“ bei 17580 Menschen diagnostiziert worden. Das teilte das Landesamt für Gesundheit (LGL) in Erlangen gestern mit. Damit bleibt der Freistaat weiter am stärksten in ganz Deutschland betroffen. Die Entwicklung ist rasant: Allein vom 26. Oktober bis zum 1. November verzeichneten die bayerischen Behörden 4560 neu bestätigte Fälle – ein Anstieg von 256 Prozent gegenüber der Vorwoche. Knapp 60 Prozent aller neu gemeldeten Fälle in Deutschland stammen aus Bayern!

Kein Wunder, dass die Bevölkerung verunsichert ist – das zeigt auch die rege Nachfrage bei Beratungs-Hotlines. Und auch beim Nürnberger Gesundheitsamt glühen die Telefonleitungen. Denn reibungslos verläuft weder die Impfung (AZ berichtete) noch die Diagnose. Politik und Pharma-Industrie schieben sich gegenseitig die Schuld am Versagen des Systems zu.

Da ist zum Beispiel der „Schweinegrippen–Test“. Zu Beginn wurde noch fast jeder Mensch mit Grippe-Verdacht getestet – jetzt kaum einer mehr. Der Schnelltest wurde so gut wie abgeschafft. Eine Sprecherin des bayerischen Gesundheitsministeriums erklärt dazu: „Hat ein Patient keine schwerwiegende Vorerkrankung, ist für die weitere Behandlung der Test zur Unterscheidung ,Neue Grippe' oder ,Saisonale Grippe' in der Regel nicht ausschlaggebend.“ Soll heißen: Dann ist er sowieso krank – und wird ganz normal behandelt. Das bestätigt auch Nürnbergs Hausärzte-Chef Michael Bangemann: „Wenn man Symptome wie hohes Fieber hat, ist es am besten, wenn man zum Arzt geht. Dann erholt man sich am besten sieben Tage lang daheim und wartet, bis das Fieber gesunken ist. Dann ist man auch nicht mehr ansteckend.“

Gibt es schwere Symptome, ist der Patient chronisch krank oder gehört zu einer Risikogruppe – dann wird doch ein Test gemacht. Und den bezahlt dann auch die Krankenkasse. Will man den Test, ohne, dass der Arzt ihn für sinnvoll erachtet, muss man selbst dafür aufkommen. Das kann dann zwischen 40 und 100 Euro kosten. Infos zur Schweinegrippe gibt’s beim Gesundheitsministerium unter 030/346465100.

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