Schweinegrippe: Die erste Tote in Franken!

Das Opfer war erst 20 Jahre alt - in Erlangen schweben fünf weitere Patienten in Lebensgefahr
ERLANGEN Die Schweinegrippe wütet in ganz Deutschland – jetzt gab es in Erlangen die erste Tote! Und: Auf der Intensivstation der Uniklinik ringen noch fünf weitere Patienten mit dem Tod.
Mediziner sind im Normalfall weit davon entfernt, als Panikmacher dazustehen. Doch die Erlanger Uniklinik schlägt Alarm: Die Schweinegrippe, die in Bayern in dieser Saison bereits vier Menschen das Leben kostete, spült den Ärzten die Patienten derzeit auf die Intensivstation. Was die Mediziner so bedenklich stimmt: Es sind nicht die Alten und Gebrechlichen, um deren Leben sie dort kämpfen. Immer mehr junge Menschen werden Opfer des Virus!
„Das war dramatisch“, erinnert sich Dr. Richard Strauß an die Patientin, die Ende November innerhalb von fünf Tagen starb, was erst jetzt bekanntgegeben wurde. Der Infektiologe leitet eine der Intensivstationen. Bislang hieß es immer, Menschen mit chronischen Vorerkrankungen, Schwangere und Alte sollten sich impfen lassen. Jetzt muss umgedacht werden: Auf der Intensivstation liegen aktuell drei Patienten mit Schweinegrippe, eine Frau mit einer normalen Grippe und eine weitere, bei der das Testergebnis noch aussteht. Das Alter der Patienten und ihre Gesundheitszustand vor der Infektion mit dem A/H1N1-Virus macht den Mediziner stutzig: Sie sind 22, 29, 42 und – als Ausreißer – 69 Jahre alt. „Keiner von ihnen hatte das, was wir als chronische Vorerkrankung bezeichnen würden.“ So leidet eine unter einem leichten Asthma, eine weitere ist zu dick. Keiner von ihnen wäre vorher einer Risikogruppe zugeordnet worden.
Wenn die Lunge ertrinkt
Strauß fordert ein Umdenken: „Solche Auswirkungen hat man bisher einer Grippe nicht zugetraut. Das Grundleiden sollte also großzügig interpretiert werden.“ Heißt: Auch wer unter Diabetes leidet und jung ist, sollte sich impfen lassen. „Privat rate ich jedem, das zu tun.“
Er sieht in den Isolierzimmern auf der Intensivstation, wie schlimm die Grippe verlaufen kann. „Wir hatten Patienten, die bis zu 50 Tage lang beatmet werden mussten.“ Das A/H1N1-Virus bewirkt massive Entzündungen, vor allem der Lunge. „Bei einer Lungenentzündung nimmt das Organ Wasser auf. Im schlimmsten Fall ,ertrinkt’ es“, so der Arzt. Wenn die künstliche Beatmung nicht mehr hilft, müssen die Patienten an die Lungenersatzmaschine. Die reichert das Blut mit Sauerstoff an und entzieht Kohlenmonoxid.
Wie erkennt der Laie nun die Schweinegrippe? Kopf- und Gliederschmerzen, schnell hohes Fieber – die Anfangssymptome sind gleich. „Alarmierend wird es, wenn Luftnot dazukommt“, so Strauß. Fatal: „Junge Menschen mit körperlichen Reserven denken, wenn sie beim Treppensteigen außer Puste geraten, dass das schon wieder wird und sie sich nur ins Bett legen müssen. Doch damit vergeht viel Zeit. Die Entzündung schreitet fort.“ Oft kämen Patienten erst, wenn der Arzt schon von einer „weißen Lunge“ spricht: „Die Lunge ist so voller Wasser, dass sie auf dem Röntgenbild weiß statt schwarz erscheint.“ S. Will
Wie sie sich vor der Schweinegrippe schützen können, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Freitag, 14.1.