Schweinebraten und Muskel-Theorie

Zwischen Künstlerhaus und Wendelstein: Der Blues-Rausch hat vor Ort Festival-Tradition.
von  Abendzeitung
Singt bei den 18. Rother Bluestagen: Marla Glen.
Singt bei den 18. Rother Bluestagen: Marla Glen. © Archiv

NÜRNBERG - Zwischen Künstlerhaus und Wendelstein: Der Blues-Rausch hat vor Ort Festival-Tradition.

Der Aufruf zur Blues-Spende gehört zum fränkischen Frühlingsgefühl. In diesem Jahr noch mehr, wo die Jahreszeit sich kühl verweigert. Ex-„Rolling Stone“ Mick Taylor war gerade in Nürnberg, John Mayall, der Opa des weißen Blues, bei dem Taylor lernte, kehrt am 17. Mai in den Hirsch zurück. Dazwischen lohnen Fahrten ins Blaue: Wendelstein (25.4. bis 3.5.) und Roth (28.3. bis 5.4.) proben den alljährlichen Festivalrausch.

Vorgeschaltet ist – auch das hat Tradition – das Relikt eines Nürnberger Konflikts zwischen Anhängern des New Wave und Wohlvertrautem. Das „Blues will eat“-Festival, das der spöttelnden Schweinebraten-Verachtung weiterhin tapfer das entsprechende Essen hinhält, bündelt am Samstag ab 19.45 Uhr zum 18. Mal auf drei Bühnen des Künstlerhauses die Spielarten schwarzer Musik. Zu den neun Bands gehören Dr. Will & the Wizards mit ihrer „Voodoo Blues Show“, die bläsergestützten Magictones, die Caro Bluesband, die Boogie und Nordschwaben-Slang kreuzt, und der Würzburger Dennis Schütze, der zwischen Wüstensound und Wüterich Neil Young zuhause ist. Neue Namen als Ergebnis des Reglements: Wer einmal dabei war, muss zwei Jahre aussetzen.

Rockgesteuert zeigen sich die Rother Bluestage, die ebenfalls zum 18. Mal um die Kulturfabrik als Zentrum kreisen. John Lee Hooker Jr., dessen prägnanter Rhythm & Blues Eigendynamik hat, eröffnet das Festival, die Wahl-Heilbronnerin Marla Glen, die Durchgeknallte im Maßanzug, an guten Tagen ein Show-Traum, stellt zum Finale ihr neues Album vor. Dazu kommen Doppel-Whopper-Gitarrist Popa Chubby, Alvin Youngblood mit seiner „Muskel-Theorie“ , der Doppelpack der einstigen Beat-Wüstlinge Pretty Things und der punkigen Nine Below Zero sowie die Hörabenteurer Buddy & the Huddle.

In Wendelstein rückt Gerd Huke seinem Traum vom umfassenden New-Orleans-original-Import immer näher. Mississippi-Institution Coco Robicheaux trifft auf die Junior Watson Band, Patricia Vonne, die TexMex-Queen aus den Quentin-Tarantino-Filmen, trifft auf Del Castillo aus Austin/Texas. Die blasenden Hazmat Modine, die schon beim Bardentreffen das Blech wegfliegen ließen, spielen mit dem Pop-Fleischwolf von Los Torpedos, die hoch gerühmte Dana Fuchs mit Garland Jeffreys, dem Mann mit dem „Matador“-Ruhm. Ausgepolstert wird das pralle Konzert-Paket von Lisa Haley, Chris Jagger, dem Bruder von Mick, Thilo Wolf, Bill Ramsey, Los Dos Y Companeros und Boom & the Ballroom Shakers. daer

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