Schulden-Drama um die Nürnberger Mode-Königin
Sie stattete die Schönen und Reichen der Stadt aus - jetzt stellte Szene-Designerin Ilse Ostermeier beim Amtsgericht einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens.
NÜRNBERG Ilse Ostermeier (69) steckt tief im Schlamassel. Die Geschäftsfrau, die seit über 30 Jahren mit exklusiver Designermode handelt und die Schönen und Reichen der Stadt ausstattet, hat beim Amtsgericht einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens für ihre Firma „Ostermeier-Textilvertriebs GmbH“ gestellt (Aktenzeichen 8000 IN 910/08). Schulden-Drama um Nürnbergs Mode-Königin.
Am Schaufenster prangt: "Totalausverkauf"
Seit 5. Juni geht für Ostermeier ohne Rechtsanwalt Hubert Ampferl nichts mehr. Er wurde vom Gericht zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Ampferl darf ohne Vorankündigung die Geschäftsräume von „Cronia – inspired by Ilse Ostermeier“ in der Kaiserstraße betreten, alle Unterlagen sichten, Gelder in Besitz nehmen.
Wie es weitergeht, steht noch nicht fest. „Ich muss mir erst einen genauen Überblick verschaffen. Das wird noch etwa zwei Wochen dauern“, erklärt der Anwalt. Wohin die Reise gehen könnte, machen allerdings die Aufkleber an den Schaufenstern von „Cronia“ deutlich. Dort steht derzeit: „Totalausverkauf“.
Alles nur böse Gerüchte der Konkurrenz?
Ilse Ostermeier selbst will von einer finanziellen Schieflage ihres Unternehmens nichts wissen. „Das sind nur böse Gerüchte der Konkurrenz. Etwas Ähnliches habe ich schon einmal erlebt“, sagt sie zur AZ.
Die Wirklichkeit sieht etwas anders aus. Bei den Nürnberger Justizbehörden sind nach Recherchen der AZ mindestens zwei Verfahren gegen Ilse Ostermeier beziehungsweise ihre GmbH anhängig.
Noch peinlicher: der Streit um die Wöhrl-Wohnung
In einem Fall (Aktenzeichen 23 C 5218/07) hat der Inhaber eines Handwerksbetriebs die Modeschöpferin wegen einer offenen Rechnung in Höhe von rund 4000 Euro verklagt. „Wir wurden ewig hingehalten und warten schon seit eineinhalb Jahren auf unser Geld“, erklärt die Ehefrau des Gläubigers. Sie ist nicht die Einzige, die der Fall nervt. Ostermeiers Hamburger Anwaltskanzlei teilte dem Nürnberger Amtsgericht nämlich kurz und bündig mit: „Wir legen das Mandat nieder.“
Noch peinlicher für die Mode-Ikone ist der gerichtlich ausgetragene Streit, der sich hinter dem Aktenzeichen 30 C 4094/08 verbirgt: Gerhard Wöhrl, Boss des Nürnberger Mode-Riesen, ist Besitzer des Hauses Bucher Straße 10. Dort, mit direktem Blick auf die Burganlage, bezog Ilse Ostermeier vor etwa fünf Jahren eine feudale, rund 300-Quadratmeter große Wohnung. Jetzt kam sie mit den Mietzahlungen (rund 2500 Euro monatlich) in Rückstand. Dem Vernehmen nach soll bereits ein fünfstelliger Betrag aufgelaufen sein. Wöhrl bewies zunächst große Geduld, wollte dann aber nicht mehr länger zusehen. Er reichte schließlich bei Gericht eine Räumungsklage ein. Am 10. September findet die Verhandlung vor dem Amtsgericht statt.Helmut Reister
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