Schüsse in Pfaffenhofen – „das war wie in Afghanistan“
Pistolenfeuer bei Anne Will: Der Rentner Bartholomäus Haas erzählt in der AZ, wie er und seine Frau Hannelore am Sonntagabend knapp dem Tod entkamen - dabei hat der 73-Jährige keine Ahnung, wer das getan haben könnte. Ein Interview mit einem Geschockten.
AZ: Wie geht es Ihnen, Herr Haas?
BARTHOLOMÄUS HAAS: Geht so, das war ein Schock.
Können Sie erzählen, wie das war, als man auf Sie schoss?
Ich hab’ grad Fernsehen geschaut im Esszimmer, erst Nachrichten, dann Anne Will. Auf einmal: Braratttararattt! Wie ein Maschinengewehr! „Wos is’n des?“ hab’ ich geschrien. Überall Rauch, es hat gstaubt, von der Mauer von den Glassplittern. „Kruzifix!“, sag ich, steh’ auf...
... und wo war Ihre Frau?
...die hat sich im Wohnzimmer gerade eine Jacke übergezogen. Ich hab’ nix mehr gesehen vor lauter Staub. Das war wie in Afghanistan! Dann hab’ ich gleich die Polizei gerufen.
Wann war das?
Um 10.10 Uhr etwa. Zehn Minuten später waren sie da - da war ich froh. Dann kamen Sanka und Feuerwehr. Uns hat nix gefehlt, aber das wussten die ja nicht!
Haben Sie den Schützen gesehen?
Nein - die Vorhänge waren zu. Aber er stand auf der Terrasse! Das hat die Kripo gesagt, wegen den Hülsen.
Lagen die auf der Terrasse?
Ja. Der hat blind geschossen, 15, 16 Kugeln, wenn nicht mehr.
Wie groß sind die Schäden?
Mei, zwei Wohnzimmerschränke haben Einschüsse, die Glastür im Wohnzimmer ist kaputt, auch der Türstock.
Das war bestimmt sehr laut.
Nein, gar nicht. Wie wenn man etwas lauter spricht.
Ein Schalldämpfer?
Das weiß ich nicht.
Es geschah Sonntagabend – konnten Sie denn danach schlafen?
Wir waren ganz benommen. Ich bin um vier Uhr ins Bett und hab’ ein bisserl gedöst.
Haben Sie eine Ahnung, wer das getan haben könnte?
Wüsste nicht, wer. Ich bin keinem was schuldig, hab’ niemandem was getan. Vielleicht ein Wahnsinniger.
Könnte das etwas mit ihrem früheren Beruf zu tun haben?
Na! Ich war im Außendienst für eine Brauerei. Und das ist schon 16 Jahre her.
Haben Sie Angst?
Die hilft mir auch nicht weiter.
Interview: T. Gautier