Schrittmacher für die Seele

Das Ding ist gerade mal so groß wie eine Taschenuhr und könnte die letzte Hoffnung für schwer depressive Menschen sein: Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Nürnberger Klinikums bietet die so genannte Vagusnerv-Stimulation (VNS) an.
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Gefäß-Chirurg Prof. Dieter Raithel (links) zeigt den Impulsgeber, den er im Brustkorb implantiert, Psychiatrie-Chefarzt Dr. Dr. Günter Niklewski hat das Steuergerät in der Hand.Foto: bayernpress
Bayernpress Gefäß-Chirurg Prof. Dieter Raithel (links) zeigt den Impulsgeber, den er im Brustkorb implantiert, Psychiatrie-Chefarzt Dr. Dr. Günter Niklewski hat das Steuergerät in der Hand.Foto: bayernpress

NÜRNBERG - Das Ding ist gerade mal so groß wie eine Taschenuhr und könnte die letzte Hoffnung für schwer depressive Menschen sein: Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Nürnberger Klinikums bietet die so genannte Vagusnerv-Stimulation (VNS) an.

Die Depression ist die häufigste seelische Erkrankung, das Bundesgesundheitsministerium schätzt, dass mindestens zehn Millionen Deutsche bis zu ihrem 65. Lebensjahr mindestens eine Depression erlitten haben. Für ihre Behandlung gibt es eine Vielzahl von medikamentösen und therapeutischen Möglichkeiten. Doch es gibt auch Menschen, die darauf nicht ansprechen.

Für diese schwer depressiven Patienten ist die Vagusnerv-Stimulation gedacht. Dazu wird der acht Gramm schwere Impulsgeber unterhalb des Schlüsselbeins unter die Haut implantiert. Eine feine Reizleitung führt zum Vagusnerv am Hals. Man hat herausgefunden, dass dieser Nerv mit vielen Regionen des Gehirns in Verbindung steht, auch mit den Bereichen, die an der Entstehung von Depressionen beteiligt sind. Wird der Vagusnerv elektrisch gereizt, gibt er die Signale an das Gehirn weiter – so sollen sich die Gehirn-Aktivitäten normalisieren. Der Impulsgeber in der Brust kann schnurlos mit Hilfe eines speziellen Computers programmiert werden, damit die Stimulation in regelmäßigen Abständen erfolgt.

Über 10000 Menschen wurden bereits behandelt

Die Therapie stammt ursprünglich aus der Epileptologie, dort sind inzwischen über 10000 Menschen mit VNS behandelt worden. Weil man bei den Epilepsie-Patienten danach Stimmungs-Aufhellungen beobachtete, begann man den Vagus-Stimulator auch bei Depressionen einzusetzen.

Vor drei Jahren wurde das Verfahren international zur Behandlung von Depressionen zugelassen. Inzwischen belegt eine Langzeitstudie mit 400 Patienten die positive Wirkung.

Allerdings wirkt die Methode nicht von heute auf morgen. „Es kann sechs bis zwölf Monate dauern, bis der Stimulator seine antidepressive Wirkung entfaltet“, so Oberarzt Florian Müller-Siecheneder, der an der Langzeitstudie beteiligt war.

venne

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