Schon wieder! Delfinbaby tot

Nach erfolgreicher fränkisch-holländischer Nachzucht jetzt ein trauriger Rückschlag. „Das gibt’s halt“, sagt Zoo-Boss Dag Encke...
von  Abendzeitung
...während Zoo-Boss Dag Encke (Mi.) und Bürgermeister Horst Förther (re.) mit einem Zimmermann Richtfest feierten.
...während Zoo-Boss Dag Encke (Mi.) und Bürgermeister Horst Förther (re.) mit einem Zimmermann Richtfest feierten. © News5

Nach erfolgreicher fränkisch-holländischer Nachzucht jetzt ein trauriger Rückschlag. „Das gibt’s halt“, sagt Zoo-Boss Dag Encke...

NÜRNBERG/HARDERWIJK Und wieder ist ein Delfinbaby aus der Nürnberger Zucht gestorben. Vor wenigen Wochen erst hatten die Tiergarten-Verantwortlichen euphorisch vermeldet, dass das Nürnberger Delfin-Weibchen Nynke in seinem Exil im niederländischen Harderwijk einen gesunden Sohn zu Welt gebracht hat.

Der kleine Meeressäuger wurde Kai getauft – nach Angaben der Verantwortlichen geht es ihm gut. Gut einen Monat später gebar Naomi – ebenfalls aus Nürnberg und derzeit in Holland – ein Mädchen, das kurz danach starb. Die Kleine ist damit das neunte Nürnberger Delfinbaby nach 2004, das nicht überlebte.

Wahrscheinlich wurde das Neugeborene von seiner Mutter angegriffen und getötet. Laut Tiergarten-Direktor Dag Encke „gibt’s das halt“, bei erstgebärenden Delfin-Weibchen sei aggressives Verhalten „nicht anormal“. Ganz anders sehen das natürlich Tierschützer und Gegner der neuen Nürnberger Delfinlagune: „Obwohl die Zucht definitiv nicht nachhaltig ist, werden für den Nürnberger Tiergarten weiterhin Delfine für den programmierten Tod gezüchtet“, wettert etwa Jürgen Ortmüller, Vorstand des „Wal- und Delfinschutz-Forums“ (WDSF).

Pikanterweise wurde – im Gegensatz zur erfreulichen Geburt von Kai – die Nachricht vom Tod des Tieres nicht vom Tiergarten vermeldet, sondern vom WDSF. Eine offizielle Stellungnahme des Tiergartens oder der Stadt lag bis gestern nicht vor. Auf AZ-Nachfrage räumte Encke das Drama am Telefon ein: Das namenlose Delfinkind sei Ende September ungewöhnlich schnell zur Welt gekommen. Dass seine Mutter es nach der Entbindung angriff und tötete, sei delfinübliches Verhalten und komme so auch in freier Wildbahn vor.

Während Delfinarien – sowohl aus ethischen wie wirtschaftlichen Gründen – europaweit auf dem Rückzug sind, nimmt das Bauvorhaben Nürnberger Delfin-Lagune nach dem Richtfest vor zwei Wochen immer mehr Gestalt an. Im Herbst 2011 soll das 24-Millionen-Euro-Projekt eröffnet werden – zumindest einer der Delfine aus Münster, wo die Haltung bald aufgegeben wird, soll dann nach Nürnberg kommen. Laut Encke soll die „verheerende Zeit“ mit vielen Todesfällen dann vorbei sein. In der neuen Lagune werde die Zucht gelingen.

Steffen Windschall

Warum anderswo in Deutschland und Europa Delfinarien immer mehr auf dem Rückzug sind, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Montag, 4. Oktober

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.