Schönau am Königssee: Widerstand gegen Wohnheim für afghanische Ortskräfte
Schönau am Königssee - Für die Tourismusgemeinde Schönau am Königssee ist es eine Herausforderung, der man sich nicht gewachsen sieht: 100 afghanische Männer sollen in das ehemalige Ferienwohnheim Schapbachhof einziehen. Bürgermeister und Gemeinderäte wollen das seit Monaten verhindern. "Nicht, weil wir gegen Ausländer wären, sondern weil wir uns nicht mehr in der Lage sehen, zu handeln", sagt Bürgermeister Hannes Rasp.
Diskussion wurde vorläufig ausgesetzt
Schönau am Königssee hat 5.500 Einwohner. 100 Asylbewerber leben hier, 100 Flüchtlinge kamen vergangenes Jahr - und nun reisen weitere 100 afghanische Ortskräfte an. Im Gemeinderat herrscht betretenes Schweigen.

Die Diskussion zum Thema wurde auf Wunsch eines Lokalpolitikers ausgesetzt. Gemeinderat Beppo Maltan hatte Sorge, im Eifer des Gefechts etwas Falsches zu sagen. "Ich muss mich darauf gut vorbereiten", sagt er. Hannes Rasp sagt: "Ich habe alles getan, was in meiner Macht steht." Er habe unzählige Telefonate geführt, "heute noch mit dem Innenminister", sagt er. Mit dem Regierungspräsidenten hat er mehrfach gesprochen. "Mit allen möglichen Stellen." Gebracht hat all das nichts. "Ich weiß nicht mehr weiter."
Die Regierung von Oberbayern hat ein Objekt angemietet, das über Jahre ein Ferienwohnheim war. Der Vermieter ist der Landkreis Schwäbisch Hall, in dessen Eigentum sich das große Haus befindet.

Über die Nutzung des Schapbachhofes mit 168 Betten als Übergangswohnheim, wie es offiziell heißt, war Rasp früh informiert worden. Die Gemeinde hat sich bereits im Herbst vergangenen Jahres gegen die neue Nutzung ausgesprochen.
Schapbachhof liegt "fernab vom Schuss"
"Wir waren immer offen, Leute aufzunehmen", sagt Rasp. "Aber nur solange es funktioniert und solange eine Integration möglich ist. Ein Zuzug in Maßen, nicht in Massen", sagt er. Die Gemeinde Schönau am Königssee ist im Verhältnis zu ihren Einwohnern Spitzenreiter im Landkreis Berchtesgadener Land, was die Anzahl und die Zuweisung von Menschen aus dem Ausland betrifft.
Der Schapbachhof liegt entfernt vom Ortskern. Gemeinderat Thomas Janzen bezeichnet die Einrichtung als "Einödhof in der Prärie". Die nächste Bushaltestelle erreicht man in 1,3 Kilometern zu Fuß. Es gibt keine Straßenbeleuchtung. Fernab vom Schuss seien die Leute, die dort einziehen sollen, sagt der Bürgermeister.
Afghanische Ortskräfte sind keine Asylbewerber
Es fehlt an Personal, das sich um die Neuankömmlinge kümmern kann. "Integration muss aber gelingen", sagt Rasp. Bei den Ortskräften handelt es sich nicht um Asylbewerber: Im Gegensatz zu Asylsuchenden reisen sie mit Aufenthaltserlaubnis ein, mit der sie "jederzeit eine Arbeitsstelle annehmen" könnten, heißt es bei der Regierung von Oberbayern. Ebenso dürfen sie eine Privatwohnung beziehen, wenn ihnen eine solche angeboten wird. Die ehemaligen Ortskräfte seien vor der Einreise "sicherheitsüberprüft" worden.
Bürgermeister befürchtet weiteren Widerstand
Rasp hat Sorge: Kritik richtet er daher an die Regierung, "die jeden willkommen heißt, ohne klares Konzept" und ohne Rücksicht auf die sowieso schon überforderten kleinen Gemeinden. "Vor Ort ist es nicht mehr leistbar, sich um alle zu kümmern", sagt er.
Rasp sagt, das Übergangswohnheim soll ein Jahr bleiben. Das habe ihm der Vermieter mitgeteilt. Von der Regierung wurde ihm zugesichert: Maximal zwei Jahre würden die Gäste bleiben. Rasp glaubt das nicht. In seiner Gemeinde regt sich Widerstand. Der Bürgermeister befürchtet seit längerem, dass die Stimmung in der Bevölkerung kippen könnte. Noch in diesem Monat sollen die afghanischen Ortskräfte anreisen.
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