Schockschwerenot: CSU will Kaiser Wilhelm behalten

Um die neue Gestaltung des Egidienplatzes und das Reiterstandbild wird heftig gestritten
NÜRNBERG Wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm wieder haben! Die Nürnberger CSU bangt um das Reiterstandbild des Monarchen auf dem Egidienplatz. Grund für die Aufregung sind Entwürfe des Stadtplanungsamts. Der Platz soll im Zug des Entwicklungskonzepts Altstadt erneuert werden. Ein Plan sieht vor, das Standbild aus dem Jahr 1905 zu entfernen. Es ist das einzige Denkmal dieser Größe in Bayern, das an Wilhelm I. (1797-1888) erinnert.
Stadtplanungs-Chef Josef Weber will dem Platz den einstigen Glanz wiedergeben. „Früher wohnten hier die Schönen und Reichen“, spielt er auf die Patrizier an, die am Egidenplatz wohnten. Heutzutage glänzt hier höchstens der Lack der parkenden Autos. Auch stören Müllcontainer den Blick. Das Würzburger Planungsbüro Dr. Holl hat mehrere Ideen zur Platzbelebung und -neugestaltung vorgestellt. Darunter eine, bei der das Standbild entfernt wurde. Dadurch wird ein unverstellter Blick auf das Portal der Egidienkirche freigegeben. „Eine der schönsten Kirchen Nürnbergs“, so Weber. In anderen Skizzen bleibt das Denkmal stehen – verbannt sind in allen Plänen die Autos und die hässlichen Container. „Wir verstehen das als Anschub einer Diskussion über den Platz“, sagt Weber.
Es dürfe keine Denkverbote geben
Die Altstadt-CSU will den Kaiser behalten, der hier als Triumphator nach dem Sieg im deutsch-französischen Krieg (1870/71) dargestellt ist. Monika Wigand, Vize des Ortsverbands Altstadt/Mitte, hat den Verdacht, „dass hier Geschichte geklittert werden soll und Wilhelm I. vielleicht auch aus ideologischen Gründen aus dem Stadtbild verbannt werden soll“.
Schockschwerenot! SPD-Planungsexpertin Christine Kayser gibt nichts darauf. Es gehe darum, den Platz mit seinen „wunderbaren Gebäuden wie dem Pellerhaus und der Egidienkirche“ wieder zum Leben zu erwecken. „Dabei darf es keine Denkverbote geben. Die sind kontraproduktiv.“
Ob mit oder ohne Kaiser – bis 2014 soll das Konzept für die Neugestaltung des Egidienplatzes vorliegen. Bis dahin müssen noch wichtige Probleme gelöst werden. Etwa, wo die Autos künftig parken und wer die Umgestaltung bezahlt. Michael Reiner