Anschlagsplan auf Weihnachtsmarkt in Bayern – Innenminister zu den neuesten Erkenntnissen

Update 14.40 Uhr: Die wegen mutmaßlicher Anschlagspläne auf einen Weihnachtsmarkt in Niederbayern festgenommenen Männer hatten wohl noch kein konkretes Ziel ausgesucht. "Pläne für einen Anschlag an einem bestimmten Tag oder an einem bestimmten Weihnachtsmarkt gibt es nach derzeitigem Ermittlungsstand nicht", sagt der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU). "Durch die Festnahmeaktion in Niederbayern konnte eine konkrete Gefahr nach derzeitigem Stand bereits in einem sehr frühen Stadium unterbunden werden."
Der aktuelle Vorfall zeige, "dass die anhaltend hohe abstrakte Gefährdungseinschätzung unserer Sicherheitsbehörden vollkommen richtig ist", sagt der Minister. Zu Recht stünden Weihnachts- und Christkindlmärkte, auch wegen der Vorfälle der vergangenen Jahre, "stärker im Fokus unserer Sicherheitsbehörden".
Allerdings gebe es "Stand heute" keine Hinweise auf eine konkrete Gefährdung von Weihnachtsmärkten in Bayern. "Die Polizei und die Sicherheitsbehörden beobachten und beurteilen die Lage weiterhin aufmerksam." Es gebe daher "keinen Anlass, auf die Durchführung oder den Besuch von Weihnachtsmärkten zu verzichten."
Update 14. Dezember 2025, 12.27 Uhr: Die Polizei sieht nach den Festnahmen im Zusammenhang mit Anschlagsplänen in Niederbayern keine Notwendigkeit, die Sicherheitsmaßnahmen an Weihnachtsmärkten zu verschärfen. Entsprechend äußerten sich die Polizeipräsidien Niederbayern und Mittelfranken. Gegenüber der Abendzeitung zeigte sich Dingolfings Landrat Werner Bumeder (CSU) "schockiert und erschüttert". Gleichzeitig sei er froh und dankbar, dass Spezialkräfte und Ermittler Schlimmeres haben verhindern können und die mutmaßlichen Täter rechtzeitig festgenommen wurden. "Die Hintergründe müssen jetzt aufgeklärt und Konsequenzen daraus gezogen werden", so Bumeder.
"Die laufenden und geplanten Christkindlmärkte finden weiterhin statt", so Bumeder. Von behördlicher Seite gebe es diesbezüglich keine Änderungen oder zusätzliche Auflagen. "Sicherheitskonzepte lagen für alle Märkte bereits vor, diese haben weiterhin Bestand."
Erstmeldung vom 14. Dezember, 7.59 Uhr: Nach der Festnahme von fünf Terrorverdächtigen wegen eines mutmaßlich geplanten Anschlags auf einen Weihnachtsmarkt in Niederbayern sind weiterhin zahlreiche Fragen zu klären. Welchen Weihnachtsmarkt sie im Visier gehabt haben sollen, wie konkret die Anschlagspläne waren und wo die Männer festgenommen wurden, gab die ermittelnde Generalstaatsanwaltschaft München zunächst nicht bekannt. Mitgeteilt wurde nur, dass ein islamistisches Motiv angenommen werde, die Verdächtigen es anscheinend auf einen Weihnachtsmarkt im Raum Dingolfing abgesehen hatten und die Tat wohl mit einem Fahrzeug verüben werden sollte.
Die fünf Männer waren bereits am Freitag von Spezialeinsatzkräften festgenommen worden. Die Sicherheitsbehörden waren nach eigenen Angaben zwei Tage vorher auf sie aufmerksam geworden. Wie sie ihnen auf die Schliche kamen, ist nicht bekannt.
Am Samstag ergingen Haftbefehle gegen vier der Männer. Einer wurde in Präventivgewahrsam genommen, wie die Generalstaatsanwaltschaft München bestätigte.

Prediger soll in Moschee zu Anschlag aufgerufen haben
Bei den Männern handelt es sich den Ermittlern zufolge um einen 56-jährigen Ägypter, einen 37-jährigen Syrer und drei Marokkaner im Alter von 22, 28 und 30 Jahren. Der Ägypter, ein islamischer Prediger, soll nach derzeitigem Erkenntnisstand in einer Moschee im Raum Dingolfing-Landau zu einem Anschlag aufgerufen haben, "um möglichst viele Menschen zu töten oder zu verletzen", wie die Generalstaatsanwaltschaft erklärte.
Die drei Marokkaner sollen demnach bereit gewesen sein, den Anschlag auszuführen. Ihnen wird vorgeworfen, sich zum Mord bereiterklärt zu haben. Der Syrer soll die Männer in ihrem Entschluss bestärkt haben. Ein Bezug zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) wird dem Vernehmen nach nicht angenommen.

Die Zentralstelle der Generalstaatsanwaltschaft zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus leitete den Einsatz, an dem auch das Landesamt für Verfassungsschutz beteiligt war. Ein ausländischer Nachrichtendienst sei nicht involviert gewesen, hieß es.
Was aktuell nicht zum mutmaßlichen Anschlag bekannt ist
Unklar ist aktuell noch, welcher Weihnachtsmarkt genau das Ziel gewesen sein soll. In Dingolfing gab es einen Nikolausmarkt, der laut Internetseite der Stadt bereits am 7. Dezember zu Ende gegangen war. Auch im nahen Landau schloss ein Weihnachtsmarkt am 7. Dezember. Wann der Anschlag hätte stattfinden sollen und wie weit die angeblichen Pläne gediehen waren, war zunächst ebenfalls offen. Auch wo die Verdächtigen gefasst wurden, ist bislang nicht bekannt. Die Mediengruppe Bayern berichtete, der Zugriff sei "im Bereich des Grenzübergangs Suben" erfolgt, also im Grenzgebiet zu Österreich. Woher der Hinweis auf die Männer kam, wurde nicht öffentlich gemacht. Zu den genauen Hintergründen wird ermittelt. Es gelte die Unschuldsvermutung, betonte die Generalstaatsanwaltschaft.
"Potenzieller islamistisch motivierter Anschlag verhindert"
"Dank der hervorragenden Zusammenarbeit unserer Sicherheitsbehörden konnten in kürzester Zeit mehrere Tatverdächtige festgenommen und damit ein potenzieller islamistisch motivierter Anschlag in Bayern verhindert werden", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Dies belege "eindrucksvoll die gute Reaktions- und Leistungsfähigkeit unserer Sicherheitsbehörden und zeigt: Wir sind in der Lage, unsere Bürgerinnen und Bürger zu schützen!" Nun müssten die Hintergründe gemeinsam mit der Generalstaatsanwaltschaft München aufgeklärt werden.
Weihnachtsmärkten gilt seit längerem besondere Aufmerksamkeit der Sicherheitsbehörden - auch wegen früherer Anschläge. So steuerte ein radikalisierter Islamist am 19. Dezember 2016 einen Lastwagen in die Menschenmenge auf dem Berliner Breitscheidplatz und tötete damit 13 Menschen, wobei einer erst Jahre später den Folgen starb.
Im vergangenen Jahr raste ein Autofahrer absichtlich über den Magdeburger Weihnachtsmarkt, tötete damit sechs Menschen und verletzte mehr als 300 weitere. Derzeit läuft am Landgericht Magdeburg der Prozess gegen den geständigen Täter aus Saudi-Arabien, der seit 2006 in Deutschland lebte.