Schnee-Kollaps: Dieser Mann verklagt den OB

Busfahrer Willi S.: „Ich bin stinksauer, dass das mit dem Winterdienst nicht klappt“ – SÖR behauptet: Das Salz war schuld!
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An Steigungen wie am Neutorgraben waren viele Autos und ihre Fahrer mit der Schneesituation überfordert.
News5 An Steigungen wie am Neutorgraben waren viele Autos und ihre Fahrer mit der Schneesituation überfordert.

Busfahrer Willi S.: „Ich bin stinksauer, dass das mit dem Winterdienst nicht klappt“ – SÖR behauptet: Das Salz war schuld!

NÜRNBERG Willi S. (63) fährt behinderte Kinder in die Schule. Dazu muss er durch Nürnberg fahren. Auch beim gestrigen Schneechaos. Für die Fahrt, die normalerweise 45 Minuten dauert, brauchte er drei Stunden: „Ich bin stinksauer. Die Stadt hat beschlossen, am Winterdienst zu sparen, jetzt haben wir das Chaos. Deshalb habe ich Oberbürgermeister Maly angezeigt.“

Sein Zorn ist nachvollziehbar für jeden, der in den letzten Tagen im Schneestau in Nürnberg stand. Willi S.: „Auf dem Frankenschnellweg lief der Verkehr. Doch ab der Abfahrt Jansenbrücke, also im Stadtbereich, ging überhaupt nichts mehr.“

Tatsächlich beschloss die Stadt im Oktober, nur noch bis 22 Uhr zu räumen, freitags und samstags bis 24 Uhr. Für den Nightliner rückt der Servicebetrieb Öffentlicher Raum (SÖR) nur noch bei Blitzeis und Eisregen aus, 25 km Wege in den Parks sind an Privatfirmen vergeben.

In seinem Zorn bekommt Willi S. Unterstützung von der Rathaus-CSU. Fraktions-Chef Sebastian Brehm: „Die Bürger reagieren mit Unverständnis und Verärgerung.“

CSU-Fraktion will „lückenlosen Bericht“

Die CSU hat die Winterdienst-Einsparungen zwar mit abgesegnet, allerdings nur, so Brehm, wenn deshalb keine Einschränkungen zu erwarten sind. „Momentan ist davon wenig zu spüren“, so Brehm. Er hat „erhebliche Zweifel am Management von SÖR“. Die Fraktion fordert einen „lückenlosen Bericht“.

SÖR-Sprecherin Ulrike Goeken-Haidl erklärt das Chaos: „Wir streuten 40 Gramm Salz pro Quadratmeter, mehr geht nicht. Doch das Salz löste sich wegen der starken Minustemperaturen nicht auf.“ Mit 43 Großräumfahrzeugen und 154 Traktoren und Transportern rückten die SÖR-Mitarbeiter aus, um 2578 Kilometer Straße, 7200 Übergänge und die VAG-Haltestellen schneefrei zu bekommen. Goeken-Haidl: „Noch immer sind viele mit Sommerreifen unterwegs und blockieren die Straße.“ Die Polizei kann das so nicht bestätigen. Träfe es allerdings zu, hätte die Polizei auch nach neuer Winterreifenvorschrift keine Handhabe: Das Gesetz tritt erst in den nächsten Tagen in Kraft.

Goeken-Haidl: „Den Löschweg zwischen Ziegelstein und Kalchreuth nutzten viele als Schleichweg. Doch da müssen wir durch. Was problematisch war, weil uns viele einfach nicht durchließen.“ Im Norden der Stadt mussten die SÖR-Leute auch Menschen aus dem Schlaf klingeln, damit die ihre am Straßenrand abgestellten Autos und Anhänger wegfuhren, um den SÖR-Autos Platz zu machen.

Viele Autofahrer bekommen von ihr kein gutes Zeugnis: „Wir mussten bis zu vier Minuten an Einmündungen warten, bis uns jemand rausfahren ließ. Sehr oft wurde den Fahrern der Stinkefinger gezeigt.“ Und wenn SÖR-Fahrer hängengebliebene Autos anschoben, „schauten die anderen Autofahrer nur zu. Wir danken jedem, der in so einer Situation mit anpackt.“ sw

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