Schmierstoff für die Ohren
NÜRNBERG -Nürnberg: Bernie Batke und Peter Hoppe liefern Filmmusik – auch für „Hilde“ Makatsch.
Eine schwarze Stretch-Limousine steht nicht vor dem Gebäude, auch ist kein roter Teppich ausgerollt. Von Glamour ist wenig zu spüren in der Sigmundstraße 151 in einem schmucklosen Firmen-Viertel im Westen Nürnbergs. Hier entstand im ersten Stock der Sound für die drei Songs „Te Perdera", „Mi Mariposa" und „Fenomenal“, die vor allem Kinobesuchern bekannt vorkommen könnten. Sind sie doch Bestandteil vonKai Wessels Film-Biographie „Hilde" mit Heike Makatsch in der Hauptrolle, die in Nürnberg noch im CineCittà läuft.
Komponiert haben sie die zwei Franken Bernie Batke (37) und Peter Hoppe (39). Ihre „Hilde"-Musik ist bereits das zweite Film-Kind ihrer Firma „Slackwax", übersetzt: industrieller Schmierstoff. Die Klänge: Honig für die Ohren.
Drei Monate dauerten die Tüfteleien zum „Hilde"-Soundtrack. Acht Vorschläge hatten sie dem Musik-Produzenten Martin Todsharow („Elementarteilchen") unterbreitet, am Ende blieben drei Stücke übrig. Immerhin. Für ihr Debüt bei Oskar Roehlers Film „Lulu und Jimi" schickten sie 17 Titel ins Rennen, nur acht Songs landeten im Film, der die Zeit des Rock 'n Roll in Deutschland der 50er und 60er Jahre feiert.
Es war ein „guter Einstieg für uns in ein neues Metier", sagt Batke. „Anscheinend war Todsharow mit unseren Sachen bei ,Lulu und Jimi’ zufrieden und wir wurden wieder gebucht." Das klingt bescheiden, zurückhaltend. Immerhin haben die beiden Franken zuvor schon TV-Werbespots für Automarken wie Mercedes und den Mini Cooper produziert. Batke, etwa auch Frontmann bei den Waikiki Beach Bombers, macht seit dem 18. Lebensjahr Musik, verdient seit knapp 20 Jahren Geld damit, Hoppe entwickelt fast genauso lange Musik-Software-Programme „für alle möglichen Firmen in ganz Deutschland."
Und nun Soundspurensuche für „Hilde". Produzenten-Job oder neue Herzensangelegenheit mit Perspektive? „Es hat sehr viel Spaß gemacht“, sagt Batke, nebenbei Mastermind der Neo-Country-Rocker von Smokestack Lightnin: „Bei meinen DJ-Aktivitäten spiele ich schon mal Knefs Stück ,Von nun an geht's bergab’.“
Knefs Lied passt zur beruflichen Entwicklung der beiden. „Mal läuft es besser, mal schlechter, derzeit läuft es ganz gut", meint Batke. Hoppe, der beim Soul und Funk daheim ist und auch beim DJ-Team Boozoo Bajou mitmischt, genießt es, „einen Fuß in die Türe bekommen zu haben", und träumt davon, einmal „ganz davon leben zu können." Er gilt nebenbei als einer der besten Downbeat-Spezialisten weltweit.
Seit sechs Jahren arbeiten die Freunde zusammen, wild entschlossen, mit ihren Klang-Konstruktionen die Welt von der Sigmundstraße aus zu erobern. Das könnte jetzt gelingen — „Hilde“ sei Dank. Matthias Hertlein
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