Schmerzen nach Ärzte-Pfusch: Mann ließ sich Bein abnehmen

Vier Jahre dauerte die Odyssee des Weißenburgers Stefan Balz (42): Wegen einer Pfusch-OP und einer Fehldiagnose musste er 18 Mal operiert werden - bis zur Amputation!
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Nach einem Ärztepfusch ließ sich der Weißenburger Stefan Balz (42) das linke Bein amputieren. Durch die jahrelange Überbelastung macht ihm jetzt auch sein rechtes Bein zu schaffen.
Kölbl 2 Nach einem Ärztepfusch ließ sich der Weißenburger Stefan Balz (42) das linke Bein amputieren. Durch die jahrelange Überbelastung macht ihm jetzt auch sein rechtes Bein zu schaffen.
Ein Bild aus glücklicheren Tagen: Stefan Balz steht noch mit beiden Beinen fest auf dem Boden, Sohn Armin sitzt im Bagger.
privat 2 Ein Bild aus glücklicheren Tagen: Stefan Balz steht noch mit beiden Beinen fest auf dem Boden, Sohn Armin sitzt im Bagger.

Vier Jahre dauerte die Odyssee des Weißenburgers Stefan Balz (42): Wegen einer Pfusch-OP und einer Fehldiagnose musste er 18 Mal operiert werden - bis zur Amputation!

WEISSENBURG Ein unfassbarer Fall von Medizin-Horror! Stefan Balz (42) liegt mal wieder im Weißenburger Krankenhaus. Wie so oft: Binnen vier Jahren musste er nach einer verpfuschten Operation weitere 18 Mal unters Messer. Die Schmerzen blieben. „Schneidet doch den Fuß weg, wenn das nichts mehr wird“, flehte Stefan Balz. Und hoffte auf ein Ende der Qualen. Doch selbst nach der freiwilligen Amputation ging der Horror weiter.

Eigentlich war es ein Routineeingriff: Im August 2005 ließ sich der Kunststoffformengeber Stefan Balz einen Fersensporn am linken Fuß abtragen, ein Überbein zwischen Sehne und Knochen. Doch der Arzt pfuschte. Für Balz begann eine Odyssee von Arzt zu Arzt, von Klinik zu Klinik, die widersprüchlichen Diagnosen lauteten auf verengter Nervenkanal, Absprengung in der Innenknöchelspitze bis zur beginnenden Arthrose. Doch keiner konnte ihm den brennenden Schmerz, der vom Sprunggelenk bis in den Unterschenkel strahlte, nehmen.

Der Grund war eine Fehldiagnose: Nach einer operativen Gelenkversteifung war ein gebrochenes Sprunggelenk nicht mehr zusammengewachsen. Doch das sahen die Mediziner nicht. Stattdessen wurde dem 42-Jährigen eine Elektrode und ein Impulsgenerator implantiert, um die Schmerzen über die Nervenbahnen zu lindern.

Als die Ärzte den Fehler entdeckten und ein weiteres Gelenk zur Linderung der Schmerzen versteifen wollten, war es zu spät. „Die Fragmente wollten nicht mehr zusammenwachsen. Irgendwann mag der Körper nicht mehr“, beschreibt Stefan Balz seinen schon Jahre währenden Leidensweg.

Nach der Amputation begann der Kampf um die Reha

Vor einem Jahr entschloss sich der Familienvater dann zum radikalen Schritt: „Ich wusste, es geht so nicht mehr weiter. Ich wollte nur noch die Schmerzen weghaben.“ Für seine Frau Sabine (38), den Sohn Armin (6) und die Eltern eine schwere Entscheidung, die sie mittragen mussten. „Für mich war es eine Erleichterung, aber für sie war es schwer zu akzeptieren.“

Als ob die Torturen durch Schmerzen und Operationen nicht genug wären, gab es auch noch Ärger mit Krankenkassen, Versorgungsamt und Rentenversicherung: „Das ist fast das Schlimmste. Ich musste nach meiner Amputation sogar dafür kämpfen, überhaupt eine Reha zu bekommen.“

Doch Stefan Balz war trotzdem glücklich: „Ich hatte endlich keine Schmerzen mehr.“ Leider währte die Freude nur für kurze Zeit: Infolge einer unsachgemäßen Prothesenanpassung bekam der 42-Jährige starke Schmerzen am Stumpf. Eine erneute Operation war fällig. Dann ging es endlich bergauf. Im Juli wollte der Weißenburger wieder arbeiten gehen.

Doch dann machte das rechte Bein nicht mehr mit – Knorpelschaden in Folge der jahrelangen Überbelastung. Die nächste Operation folgte, die Narbe wollte einfach nicht zuwachsen.

Aber Aufgeben ist nichts für Stefan Balz. Er kämpft – und er träumt weiter davon, mit seiner Familie mal wieder in den Urlaub fahren zu können und endlich wieder arbeiten zu gehen. „Ich hoffe, dass ich bald wieder halbwegs normal leben kann.“

Andrea Uhrig

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