Schlucken Bayerns Schüler zu viele Tabletten?
Werden Bayerns Schulkinder gegen Lernstress regelrecht gedopt? Der Lehrerverband BLLV hat vor steigendem Medikamentenmissbrauch bei Schülern gewarnt – und damit Eltern gegen sich aufgebracht.
München – Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnen-Verband (BLLV) warnt vor einem zunehmenden Medikamentenmissbrauch bei Schülern. Jedes fünfte Grundschulkind sei therapiebedürftig, viele nähmen Medikamente zur Beruhigung und zur Leistungssteigerung, kritisierte am Dienstag der BLLV-Präsident Klaus Wenzel. Er berief sich auf eine neue Studie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums und der Konrad-Adenauer-Stiftung. Für viele Kinder gehöre der Griff zur Tablette zur Normalität. Vom Kultusministerium forderte Wenzel Maßnahmen, um den Leistungsdruck an Schulen abzubauen.
Unterricht bedeute für viele Kinder Stress, Überforderung und Angst vor schlechten Leistungen. „Damit sie diesem Druck standhalten können, werden sie regelrecht gedopt“, erklärte Wenzel. Der Konsum von Medikamenten führe jedoch zu Lernblockaden, weiteren Versagensängsten und schädige das Selbstwertgefühl der Kinder. Gerade an Grundschulen sei der Druck hoch, weil sich viele Eltern zu sehr auf den Übertritt ans Gymnasium konzentrierten und immer weniger Bedenken hätten, die Leistungen ihrer Kinder notfalls mit Tabletten zu verbessern.
Der Bayerische Elternverband (BEV) wies die Kritik zurück. „Dass Eltern ihre Kinder gegen diesen Stress mit Pillen füttern, können wir nicht bestätigen“, teilte die BEV-Landesvorsitzende Maria Lampl mit. Eltern gingen vielmehr verantwortungsvoll mit der Gesundheit ihrer Kinder um. Allerdings sei auch aus Eltern-Sicht der Schulstress in Bayern „unerträglich“.
Wenzel appellierte an Eltern, Kindern dabei zu helfen, eine starke Persönlichkeit zu entwickeln. Dazu gehöre auch, „über ausreichend unverplante Freizeit verfügen zu können“.
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