Schläge, Inzest, tote Kinder: Ein Dorf schaut weg

Bauarbeiter soll die Tochter 34 Jahre lang missbraucht und drei Söhne mit ihr gezeugt haben. Zweiter Fall in Memmingen: Vater hatte 400 Mal Sex mit der Töchter.
von  HR
Das Ortsschild vom Willmersbach: Hier soll sich der jahrelange Inzest abgespielt haben.
Das Ortsschild vom Willmersbach: Hier soll sich der jahrelange Inzest abgespielt haben. © dpa

Bauarbeiter soll seine Tochter 34 Jahre lang missbraucht und drei Söhne mit ihr gezeugt haben. Auch vom Onkel bekam sie ein Kind. Zweiter Fall in Memmingen: Vater hatte 400 Mal Sex mit zwei Töchtern

NEUSTADT/AISCH Unfassbar! 34Jahre lang hat ein ehemaliger Bauarbeiter (69) aus Willmersbach (Kreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim) seine Tochter (46) von der Außenwelt abgeschottet, sie unzählige Male vergewaltigt und drei Kinder mit ihr gezeugt. Das Missbrauchsopfer soll ein viertes Kind vom eigenen Onkel geboren haben. Im Dorf ahnten viele, was auf dem Hof vor sich ging. Doch keiner schaltete die Polizei ein. Niemand kümmerte sich darum, obwohl es eine Menge Gerüchte gab – die Kinder sahen ihrem Opa wie aus dem Gesicht gerissen ähnlich.
Die Stimmung in dem kleinen Dorf ist aggressiv. Ein Kamerateam wurde gestern sogar mit einer Waffe bedroht: Ein Einheimischer zog sein Klappmesser aus der Tasche und zeigte es demonstrativ den Reportern, bevor er es wieder wegsteckte.

Jahrelang wurde im Dorf über Bauarbeiter Adolf B. und die merkwürdigen Zustände in seiner Familie getuschelt. Seine Tochter brachte nacheinander drei Kinder zur Welt. Zwei von ihnen waren behindert und starben nach wenigen Jahren unter nie geklärten Umständen.
Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft war Renate B. etwa 12 Jahre alt, als sie von ihrem Vater Adolf B. mit Schlägen zum ersten Mal zum Sex gezwungen wurde. Danach folgte ein 34 Jahre langes Martyrium, aus dem das Opfer keinen Ausweg fand.

Allein in den vergangenen 20 Jahren wurde die Frau mindestens 500 Mal vergewaltigt. Alle davor liegenden Fälle sind verjährt.
Vielen Dorfbewohnern war das Schreckensregiment des Bauarbeiters bekannt. „Er hat seine Frau und seine Tochter oft geschlagen. Beide liefen dann mit blauen und geschwollenen Augen herum“, erzählt eine Nachbarin. Andere Bewohner berichten davon, dass Adolf B. seine Tochter praktisch nie aus den Augen ließ. „Er bekam Wutanfälle, wenn sie fünf Minuten später als vereinbart vom Einkaufen zurückkam“, erzählt eine Frau.

Als Renate B. mit 18 einen Sohn zur Welt brachte, brodelte die Gerüchteküche in Willmersbach noch heftiger. Die Vermutung einer Inzest-Beziehung wurde mehr oder weniger offen ausgesprochen. Zwei Jahre später war der behinderte Bub tot. Ein zweiter Sohn folgte, der ebenfalls behindert war, dann ein dritter.
Das Ende des Horrors kam erst Anfang 2011, als sich die Tochter vor Gericht verantworten musste. Sie hatte versucht, die Frau eines Arztes zu erpressen, den sie für die Behinderung ihres noch lebenden Sohnes verantwortlich machte. Sie musste nicht ins Gefängnis, bekam aber eine Bewährungshelferin. Ihr vertraute sich das Opfer schließlich an. Ihr Vater kam daraufhin sofort in Untersuchungshaft.

In Memmingen kommt jetzt ein zweiter Fall ans Licht. Ein Schwabe (46) soll jahrelang mit seinen Töchtern Sex gehabt haben. Eine Tochter bekam zwei Kinder von ihm. Wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen in 400 Fällen muss er sich ab Dienstag vor dem Memminger Landgericht verantworten.

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