Schelsky tobt: „Siemens-Bosse lassen mich verrecken!“

Nach dem Urteil: Der ehemalige Erlanger Chef der "Gewerkschaft" AUB fühlt sich von der Konzernspitze verraten.
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Wurde in Nürnberg verurteilt: der ehemalige Erlanger Siemens-Betriebsrats-Chef und AUB-Gründer Wilhelm Schelsky.
REUTERS Wurde in Nürnberg verurteilt: der ehemalige Erlanger Siemens-Betriebsrats-Chef und AUB-Gründer Wilhelm Schelsky.

Nach dem Urteil: Der ehemalige Erlanger Chef der "Gewerkschaft" AUB fühlt sich von der Konzernspitze verraten.

NÜRNBERG/ERLANGEN Nach seiner Verurteilung zu viereinhalb Jahren Haft erhebt der Ex-Chef der von Siemens finanzierten Scheingewerkschaft AUB, Wilhelm Schelsky, schwere Vorwürfe gegen die Bosse des Konzerns. „Siemens hat mich in diese Aufgabe hineingeschickt, und trotzdem lassen die mich und meine Familie jetzt einfach verrecken“, sagte er dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Das Landgericht Nürnberg hatte am Ende des monatelangen Mammutprozesses wegen Betrugs, Steuerhinterziehung und Beihilfe zur Untreue festgestellt, Schelsky habe mit heimlich gezahlten rund 46 Millionen Euro Millionen aus der Konzernkasse die AUB als Konkurrenz zur IG Metall aufgebaut.

Seit seiner Verhaftung habe Siemens nicht einmal versucht, sich mit ihm in Verbindung zu setzen, kritisierte Schelsky dem Bericht zufolge. Stattdessen schaue das Unternehmen tatenlos zu, wie ihm sein gesamtes Vermögen „über dem Kopf wegversteigert“ werde, obwohl das Urteil noch nicht rechtskräftig sei. Selbst das Grundstück mit dem Grab seines berühmten Vaters, des Soziologen Helmut Schelsky, werde verwertet.

"Der Vorstand musste wissen, was ich getan habe"

Verraten fühlt sich Schelsky unter anderem vom ehemaligen Aufsichtsratschef Hermann Franz, der zu Beginn der heimlichen Zusammenarbeit den Vertrag mit ihm mitunterzeichnet hätte, im Prozess aber die Verantwortung für Schelskys Operationen von sich gewiesen habe. „Ich war fassungslos, dass keiner von den Herren, denen selbst nichts mehr passieren konnte, Manns genug war, zu sagen: ,Jawohl, wir wussten es, und wir haben es so gewollt’.“ Schelsky zufolge musste der Vorstand wissen, was er für den Konzern getan habe: „Ich habe mich mit vielen Vorstandsmitgliedern im Laufe der Jahre getroffen. Und nie gab mir einer das Gefühl, er wüsste nicht, was ich mache.“

Der Justiz warf Schelsky vor, ihr sei nur daran gelegen gewesen, ihn und den Ex-Siemens-Vorstand Johannes Feldmayer zu verurteilen. An einer grundlegenden Aufklärung habe das Gericht kein Interesse gehabt. Feldmayer war wegen Untreue in einem besonders schweren Fall und Steuerhinterziehung zu zwei Jahren auf Bewährung sowie zu 28.000 Euro Geldstrafe verurteilt worden.

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