Schelmische Deutungs-Landschaften
NÜRNBERG - Akademie-Studenten der Klasse Heike Baranowsky zeigen im Nürnberger Kunsthaus spannende Werke
Puh, noch weiter hätte man die einordnenden Begriffe gar nicht wählen können. „Landschaft“ und „Zeit“ ergeben eben Unmengen an Deutungsmöglichkeiten, unter denen man die Video-, Raum- und Audio-Installationen, Fotografien, Collagen und Animationsfilmen der Ausstellung „landscapes of time“ subsumieren kann. Erstaunlich, dass die Werke der Kunstakademie-Klasse Heike Baranowsky, die in einem Workshop mit der Künstlerin Judy Price entstanden sind, in ihrer Vielfalt zwingend sind.
René Hüls wirft die Frage nach dem eigenen (menschlichen) Standpunkt auf. Im Maßstab 1:4 hat er in seiner „Ontologischen Vernissage“ originalgetreu bis hin zum Parkett einen Ausschnitt des Ausstellungsraums nachgebaut, projiziert diesen mittels Kamera und Beamer an die Wand. Die ewige Betrachtungsschleife stellt Raum und Zeit in Frage, konfrontiert am Ende mit der letzten Wahrheit: dem Tod in Form eines Skeletts Zum Aspekt Biografie gehört Lena Mayers Werk: eine großformatige Collage aus Notizen, Briefen, Fotos, die zur eigenen Lebenslandschaft zusammengesetzt sind.
Marianne Vordermayr arbeitet sich an der Lebenswirklichkeit ihrer Großmutter ab, fotografierte beeindruckende Stillleben, zeitlose Blaupausen der Nachkriegsgeneration. Großartig auch Julia Tschorschkes mit düsteren Soundscapes unterlegte Animation von Architektur-Fragmenten. Sie verfremdet am Computer Fotos von tatsächlich existierenden Gebäude aus Italien und montiert sie zu einer bedrohlich-faszinierenden Schau der reinen Form zusammen. Zwischen Natur und Künstlichkeit pendelt Michael Seidners schelmische Installation „Wir sind eins“, in der ein ausgestopfter Fuchs im Kunsthaus-Flur steht, eingerahmt von einet Landschaft aus Motte und Schmetterling. M. Mai
Kunsthaus im KuKuQ (Königstr. 93): „landscapes of time“, bis 25. April, Di bis So 10-18 Uhr, Mi 10-20 Uhr
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