Schau über Münchner Olympia-Teilnehmer im KZ Bergen-Belsen

Lohheide (dpa/lby) - Als Kind überlebte er das KZ Bergen-Belsen, als israelischer Teilnehmer der Olympischen Spiele 1972 entging er knapp der Geiselnahme durch palästinensische Terroristen in München: Eine Ausstellung mit vielen noch nie gezeigten Dokumenten beschreibt das Leben des Gehers Shaul Ladany, der auf der 50-Meilen-Distanz einen Weltrekord aufgestellt hat.
Er fühle sich geehrt, dass sein Leben exemplarisch vorgestellt werde, sagte der 83-Jährige am Donnerstag in der Gedenkstätte Bergen-Belsen in Niedersachsen. Ladany war im Juli 1944 von den Nazis mit seiner Familie aus Ungarn in das KZ in der Lüneburger Heide deportiert worden. Er gehörte zu den wenigen jüdischen Häftlingen, die nach Verhandlungen von jüdischen Organisationen mit der SS im Dezember 1944 in die Schweiz ausreisen durften.
Später wanderte der gebürtige Serbe nach Israel aus und wurde ein bekannter Wissenschaftler und Sportler. Die Schau "Lebensläufe. Verfolgung und Überleben im Spiegel der Sammlung von Shaul Ladany" ist bis zum 20. Dezember in der Gedenkstätte zu sehen. Sie repräsentiere die Zehntausenden Menschen, die grauenvolle Jahre in dem Lager verbracht hätten, sagte Ladany. Das Ziel sei, die Verhältnisse zu verhindern, die ein solches Regime emporbringen. Allein zwischen Januar und Mitte April 1945 starben in Bergen-Belsen Zehntausende Menschen, darunter auch die 15-jährige Anne Frank, die mit ihren Tagebüchern postum weltbekannt wurde.
Der Anschlag auf die israelische Delegation bei den Olympischen Spielen in München hatte am 5. September 1972 die Weltöffentlichkeit schockiert. Bei der Geiselnahme palästinensischer Terroristen waren elf israelische Sportler und ein deutscher Polizist ums Leben gekommen. Ladany befand sich zu diesem Zeitpunkt in einem anderen Gebäude. Der 83-Jährige trug am Donnerstag das Sakko von der Eröffnungsfeier der Spiele in München. Er trainiert heute noch - 15 Kilometer täglich auf einem Rundkurs.