Sargnagel für die Kneipenkultur?

Kommt das absolute Rauchverbot in bayerischen Gaststätten, fürchten viele Wirte um ihre Existenz – die Abwanderung der Gäste in die „schwarze Gastronomie“ macht dabei große Probleme.
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Kommt das absolute Rauchverbot in bayerischen Gaststätten, fürchten viele Wirte um ihre Existenz – die Abwanderung der Gäste in die „schwarze Gastronomie“ macht dabei große Probleme.

MÜNCHEN Das „Aktionsbündnis für Freiheit und Toleranz“ schlägt Alarm: Sollte der Volksentscheid am 4. Juli das absolute Rauchverbot in Gaststätten durchsetzen, rechnet die Gastronomiebranche mit einem verheerendem Geschäftsrückgang. „80 Prozent der kleinen Kneipen werden schließen“, prophezeit Wirt Adi Warta.

Am 4. Juli stimmen die Bayern ab über das totale Rauchverbot in Wirtshäusern und Festzelten. Das Aktionsbündnis „Nein zum totalen Rauchverbot“ rührt die Werbetrommel. „Wir starten nächste Woche mit unserer bayernweiten Plakataktion“, sagt Sprecher Franz Bergmüller.

Die Ängste der Wirte, Kneipenbesitzer und Diskothekenbetreiber sind groß. Vor allem Festzelt-Wirte träfe ein Rauchverbot im Bierzelt hart. „Kein Mensch kann das durchsetzen, auch nicht mit Security“, sagt Andreas Pyhrr von der Brauerei Flötzinger. Die Gefahr gehe soweit, dass ein Festwirt seine Konzession verliere, weil in seinem Zelt trotzdem geraucht werde. Denn verantwortlich für die gesetzeswidrige Handlung im Bierzelt sei laut Gesetz der Wirt.

Auch Dagmar Haider vom Palmcafé im Berchtesgadener Land ist betroffen. „Mein Lokal ist nur zwei Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt, wo rauchen erlaubt ist“, klagt sie. Die Abwanderung in die so genannte schwarze Gastronomie setzt den Wirtshäusern zu. „Die treffen sich statt am Stammtisch in Vereinsheimen und Feuerwehrstüberln – und rauchen da einfach“, so Bergmüller. „Das ist ein Sargnagel für die Kneipen- und Wirtshauskultur.“

Dass sich ein totales Rauchverbot negativ auf die Konjunktur in der Gastronomie auswirkt, zeigt eine neue Umfrage des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (BHG). „37 Prozent von 800 befragten Mitgliedern haben beim Inkrafttreten des strikten Gesundheitsschutzgesetzes 2008 gesagt, das Rauchverbot macht einen großen Anteil unserer Probleme aus“, erläutert Karin Eden. Bei der Lockerung des Gesetzes am 1. August 2009 sei diese Zahl auf 15 Prozent geschrumpft.

„Die Gastronomie hat doch schon reagiert, es hat sich eingespielt“, sagt Discobetreiber Mathias Stuhler, der jüngst eine Lüftung für 100000 Euro in seinen Betrieb einbauen ließ. „Diese Investitionen wären in den Sand gesetzt.“

Neben den finanziellen Einbußen sieht Bergmüller auch ein „großes Stück Lebensqualität“ verloren gehen. Die soziale Funktion der Kneipen als „Wohnzimmer des kleinen Mannes“ sei nicht mehr gegeben.

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