Rundumschlag mit der Rassismuskeule
NÜRNBERG - Regisseurin Maya Fanke probt LaButes bitterböse Komödie „Wie es so läuft“ am Gostner Hoftheater
Was ist Wahrheit, was Wirklichkeit? In Neil LaButes rasanter, bitterböser Dreiecks-Komödie „Wie es so läuft“ von 2005 ist das nicht ganz klar. Maya Fanke, die das Stück für die Premiere am 25. März im Gostner Hoftheater vorbereitet, interessiert genau das: „Die Geschichte ist rätselhaft, spannend, hat viele Wendungen. Was spielt sich im Kopf des Zuschauers ab?“
Am Gostner hat Fanke bisher „Lantana“ und „Cyrano“ inszeniert; zuletzt feierte sie am Stadttheater Fürth mit ihrer „Tannöd“-Uraufführung einen auch überregional beachteten Erfolg. Nun inszeniert sie mit „Wie es so läuft“ einen typischen LaBute als letzte Gostner-Eigenproduktion der Saison, der auf dem schmalen Grat zwischen Komik, Spannung und Tiefsinn balanciert.
Ständig werden neue Fährten gelegt, folgen verblüffende Wendungen: Der namenlose Mann, der den Erzähler gibt und in seine piefige Kleinstadt zurück kehrt, mietet sich dort bei Belinda und Cody ein: sie sein Jugendschwarm, die ihn als Teenie-Pummel nie beachtete, er einstiger Supersportler, nun erfolgreicher Geschäftsmann, ehrenwerter Bürger — und einziger Farbiger der Stadt.
„Wie es so läuft“ ist ein Stück über Alltagsrassismus und die Tücken der politischen Korrektheit, über Kleinstadtkarrieren und Äußerlichkeiten. Wer ist Opfer, wer Täter? Benutzt Cody, „reich, schwarz, schön und ein Arschloch“ (Fanke), die Rassismuskeule, um jede Kritik an seinem Egoismus zu ersticken? Will der Eindringling wirklich nur Belindas Liebe oder ist er völlig durchgeknallt? Zieht etwa Belinda selbst, die Cody in Umkehrung der Othello-Geschichte der Untreue bezichtigt, von ihm schlecht behandelt wird und ziemlich ungeniert mit dem Verehrer flirtet, die Fäden?
Fanke fasziniert diese Vieldeutigkeit: „Es ist ein Stück, das Fragen aufwirft, aber keine Antworten gibt. Darüber bin ich auch froh: Gibt es denn Stücke, die gut sind und eine Lösung anbieten?“
Zum ersten Mal im Gostner ist Sebastian Wirnitzer als Cody zu sehen. Er arbeitet auch als Regisseur („Othello“ in Potsdam) und spielte in der letzten Staffel der RTL-Serie „Hinter Gittern“. Babette Slezak gehörte schon dem Fürther „Tannöd“-Team an und übernimmt nun die Rolle der Belinda; Thomas Witte spielt den in den Lauf der Dinge eingreifenden Erzähler. Georg Kasch
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