Romantische Revolution

Opernsängerin Cecilia Bartoli kommt mit rollendem Museum zum Nürnberger Konzert. Mit dabei, zusammengetragene Erinnerungsstücke an Maria Callas.
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Immer begeistert bei der Sache: Cecilia Bartoli.
ap Immer begeistert bei der Sache: Cecilia Bartoli.

Opernsängerin Cecilia Bartoli kommt mit rollendem Museum zum Nürnberger Konzert. Mit dabei, zusammengetragene Erinnerungsstücke an Maria Callas.

"Sie war eine echte Diva", ruft Cecilia Bartoli begeistert. „Alles, was Maria Malibran machte, hatte Genie: In Rossinis ,Otello' begleitete sie sich als Desdemona auf der Bühne selbst auf der Harfe. Sie spielte auch Klavier und Gitarre. Sogar die Stickerei unter der Glasplatte des Tischs, an dem wir sitzen, ist von ihrer Hand.“

Cecilia Bartoli ist die Geschichtsbewusste unter den heutigen Primadonnen. In den vergangenen 15 Jahren hat sie etwa 80 Memorabilien an die Callas des 19. Jahrhunderts zusammengetragen. „Schönheit, Genie und Liebe waren die Namen dieser Frau“, lautet die Grabinschrift der Sängerin, die 1836 im Londoner Hyde Park vom Pferd stürzte und bald darauf mit 28 Jahren verstarb, weil sie ihre Knochenbrüche nicht von Ärzten behandeln lassen wollte.

Museum auf Rädern

Die Sammlung der Bartoli ist in einem mobilen Museum zu sehen, das am Wochenende hinter der Nürnberger Lorenzkirche parkt. „Sammler sind verrückt“, sagt die Sängerin. „Viele Stücke konnte ich nur im Tausch gegen andere bekommen.“ Ihr Lieblingsstück kann sie nicht zeigen: „Das ist immer das, was man noch nicht besitzt. Ich möchte sehr gerne einen Brief der Malibran an Giuditta Pasta, in dem sie ihre Kollegin vor Bewunderung in kleinen Stücken aufessen möchte.“

Wie die Malibran sang, lässt sich aus der Musik erahnen, die für ihre Stimme komponiert wurde. Die Bartoli singt am kommenden Dienstag solche Stücke in der Meistersingerhalle, darunter die halsbrecherische Konzertarie „Infelice“ von Felix Mendelssohn Bartholdy, deren Violinsolo für den Geiger Charles de Beriot bestimmt war, mit dem die Malibran sechs Jahre in wilder Ehe zusammenlebte. Auch die hübsche „Air a tyrolienne“ von Johann Nepomuk Hummel mit Koloraturgejodel steht auf dem Programm.

Revolutionäre Romantik

Bartoli wählte „La rivoluzione romantica“ als Motto des Konzerts. Was ist an der Romantik revolutionär? „Ich habe bei Mozart und vorklassischer Musik viel mit Nikolaus Harnoncourt zusammengearbeitet“, sagt die Mezzosopranistin, die vom Kammerorchester Basel begleitet wird. „Das historische Instrumentarium ist leiser. Es kommt meiner Stimme entgegen. Die sinfonische Musik des frühen 19. Jahrhunderts wird auf diese Weise schon länger aufgeführt. Bei der romantischen Belcanto-Musik ist es neu, und ich verspreche mir davon eine Revolution unserer Art, diese Musik zu hören.“

Die für die Malibran komponierten Rollen werden heute üblicherweise von Sopranistinnen interpretiert. „Ihre Stimme ging über drei Oktaven“, erklärt die Bartoli, die auf ihrem Malibran-Album auch „Casta diva“ aus Bellinis „Norma“ singt. Im Konzertprogramm fehlt diese berühmte Arie, bei der die Bartoli durch Flüster-Gesang viele Fans befremdete. „Ich halte mich genau an die Handschrift Bellinis“, sagt die Sängerin, die das Original in einer römischen Bibliothek studiert hat. „Die Arie beginnt im Pianissimo und kehrt nach einer Steigerung wieder dorthin zurück. Ich war auch sehr überrascht, als ich es sah.“

Robert Braunmüller

Fürs Konzert in der Meistersingerhalle am 11. März, 20 Uhr, gibt es zusätzliche Plätze. Das Museo mobile steht am Samstag (11-20 Uhr), Sonntag und Montag (10 bis 20 Uhr) auf dem Lorenzer Platz sowie am kommenden Dienstag (16 bis 24 Uhr) bei der Meistersingerhalle. Der Eintritt ist frei

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