Rollstuhlfahrerin in Not
Tina Jahns sitzt im Rollstuhl. Bald könnten sie und ihre Pferde auf der Straße stehen.
Illhof Wenn Tina Jahns aus ihrem Wohnzimmerfenster in Illhof schaut, sieht sie ihre Pferde auf der Koppel grasen. Ihre Arbeitsstelle ist nur wenige Kilometer entfernt. Für die schwerbehinderte Frau die perfekte Wohnung in Traumlage: „Hier wollte ich alt werden.“
Doch jetzt schickte ihr die mit im Zwei-Familien-Haus lebende Vermieterin die Kündigung. Ein schwerer Schlag für Jahns, denn sie muss nicht nur für sich sondern auch für ihre zwei geliebten Pferde ein neues Zuhause finden und hofft dabei auf die immowelt.de-Initiative „Verändere Deine Stadt“.
Jahns lebt mit einer angeborenen spinalen Muskelatrophie (SMA). Der Kinderarzt hatte den Eltern nur drei Jahre Lebenserwartung prognostiziert. Doch das kleine, zarte Mädchen hatte trotz der Muskelschwäche einen starken Überlebenswillen – und besitzt heute mehr Power als man ihr auf den ersten Blick zutraut.
„Ein Leben in Watte wollte ich nie“, erklärt die studierte Sozialpädagogin, die trotz extremer körperlicher Einschränkungen ihre Träume in die Tat umsetzt.
Die zierliche Frau sieht die Krankheit mehr als Ansporn denn als Hindernis. Ihr Leitspruch: „Erst bei vollem Gegenwind entfalten sich meine Flügel!“
Doch dann kam etwas komplett Unerwartetes: Ende letzten Jahres warf die Vermieterin Jahns und ihrem Mitbewohner die Kündigung in den Briefkasten – ohne Vorwarnung. Dabei wohnt sie im Stockwerk darüber. „Es ist für mich ein sehr schwerer Schlag“, sagt sie mit leiser Stimme.
Die schwierige Suche macht der 30-Jährigen zu schaffen, die als Qualitätsmanagerin bei einem ambulanten Pflegedienst angestellt ist. Bereits zum 31. Juli soll die Wohnung frei sein. Bereits jetzt klingeln potenzielle Nachmieter. Jahns weiß zwar, dass sie es auf einen langen Rechtsstreit ankommen lassen könnte. „Aber das will ich nicht. Wir wohnen unter einem Dach und die Situation ist sehr belastend.“
Dabei hatte sich Jahns so wohl gefühlt. Als sie vor drei Jahren einzog, war für sie klar: „Hier will ich alt werden.“ Der Weg zur Arbeit nur wenige Kilometer, Auslauf für die beiden Katzen Louis und Sophia, Platz zum Toben für die kleinen Hunde Norah und Fee – und die geliebten Pferde in Sichtweite. „Alles war perfekt“, sagt die Pferdenärrin.
Jahns und ihre Stute sind ein eingespieltes Team. „Sie war diejenige, die mich nach einer Reaktion auf Paracetamol mit anschließendem Koma vor zwei Jahren dazu gebracht hat, um mein Leben zu kämpfen“, schildert Jahns. „Ich hatte keine Angst vor dem Sterben – aber davor dass ich meine Lavina nie mehr sehe.“
Rund 30 Kilometer im Umkreis von Schnaittach sollte das neue Zuhause liegen, denn sonst wäre die Anreise zur Arbeit zu weit. Da sie eigentlich für alles, was mit Bewegung zu tun hat, Hilfe braucht, müsste die Wohnung oder das Haus noch nicht einmal komplett rollstuhlgerecht ausgebaut sein.
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