Rock’n’Rodel aus Austria

Das Nürnberger Comeback der EAV: Zurück zum Cabaret. Sänger Klaus Eberhartinger und Mastermind Thomas Spitzer, Überlebende des Rotationsprinzips, meinen es in der Show „Amore XL“ wieder ernster mit dem Spaß. Klimawandel zu härteren Bandagen; absolut Schmäh-sicher, der Rock'n'Rodel im Treiben der Triebe.
Dass im Foyer der Meistersingerhalle die „Gesellschaft für bedrohte Völker“ ihren Stand aufgebaut hatte, konnte man als besonders subtilen Witz der österreichischen EAV (Erste Allgemeine Verunsicherung) verbuchen. Auch sonst widersetzte sich die Gesellschaft für höheren Blödsinn, die sich seit gefühlten 100 Jahren in Kostüm und Comedy wirft, bei ihrer Rückkehr den Gag-Erosionen.
Sie reimen Amore zu Beginn, wo Eros, der Ramazzotti, zur himbeersüßen Plastikfigur gegossen wird, auf Trauerflore, lassen den Tod aufmarschieren, der mit Rasenmäher statt Sense ganz andere Möglichkeiten hat und hüllen Humor in viele Lagen Halbseide. Freud, Goliath, Blondinen und Komplexe illustrieren den Comic-Strip. Auch Hansi Hinterseer als Wischmob mit 64 Zähnen taucht auf.
Aufgeschlossene Praxis des Vatikan
Bei der zweieinhalbstündigen Reise ins Reich der Körpermitte sichern Gassenhauer-Bekanntschaften aus Bums-Bomber, Märchenprinzenrolle und Copacabana-Strand den Wiederhörenseffekt für eine Revue, die das Herz in den Mund nimmt. Man lobt die aufgeschlossene Praxis des Vatikan gegenüber Schwulen, gibt Österreichs Umfragen-Empörung gegen einen „heterosexuellen“ Bundeskanzler weiter und geißelt die Oma, die „so am Leben klebt“. Das Cabaret erobert sich die EAV zurück. Das hat was.
Andreas Radlmaier
Die EAV tritt am 25. Juli auf Burg Veldenstein auf.