Riesen-Demo vor dem Justiz-Palast
Vier Schüler aus Fürth wegen Sachbeschädigung angeklagt – es ging um 100 Euro Schaden bei einer Demo gegen Nazis.
NÜRNBERG Sie kämpfen gegen rechte Umtriebe – gestern standen vier Fürther Schüler (18 bis 22 Jahre alt) wegen Sachbeschädigung vor dem Nürnberger Landgericht, weil sie bei ihren Aktionen nach Meinung der Justiz über das erlaubte Maß hinausgeschossen waren. Es ging um genau 100 Euro Schaden durch Kreideschmierereien an zwei Häuserfassaden.
„Das ist weitaus weniger als der Aufwand hier drumherum kostet,“ stellte Richter Alexander Pühringer trocken fest angesichts des großen Polizeiaufgebots. Denn vor Prozessbeginn demonstrierten – gut bewacht – rund 100 Mitglieder der Antifa Fürth vor dem Justizpalast gegen staatliche Repressionen und füllten dann den Sitzungssaal 619.
45 Minuten dauerte es, bis alle Zuhörer – auch etliche Ältere darunter – die Leibesvisitationen durchlaufen hatten.
Von der Kreide fand die Polizei nur staubfeine Spuren
Darum ging’s: Für den 3. November 2007 hatte der Angeklagte Niklas H. (22) eine Antifa-Demonstration („Nazi-Treffpunkte dicht machen“) durch Fürth angemeldet. In der Nacht davor schmierte er laut Anklage mit drei Helfern entlang der Route Parolen auf Straßen, Laternenmasten und zwei Sandsteinfassaden.
Die von Anwohnern alarmierte Polizei nahm das flüchtende Quartett fest. Doch von der Malkreide fanden die Beamten nur staubfeine Spuren an Händen und Bekleidung.
Niklas H., vorbestraft wegen politischer Aktivitäten, wurde in erster Instanz als fanatisch uneinsichtiger Polittäter zu 600 Euro verurteilt. Seine jüngeren Mitangeklagten erhielten je zwei Freizeitarreste.
Sie gingen gegen das Urteil in Berufung, machten gestern keine Angaben. Ein angehörter Baugutachter erklärte, dass die Kreidezeichen (Hammer und Sichel und ACAB) mit Wasser und weicher Bürste weggeschrubbt werden können. Das habe er getestet.
Da nicht eindeutig nachgewiesen werden könne, dass ausgerechnet die Angeklagten die zwei Sandstein-Fassaden verschmiert hatten und der Schaden minimal war, sprach Richter Pühringer das Antifa-Quartett frei. Er erntete Bravorufe und rauschenden Beifall von den Zuhörern. cis