Riesen-Aufregung um dieses Wildschwein-Massaker!

Nach einer Treibjagd war eine Bache mit elf Jungen in einer Garage gefangen – und ließ sich nicht vertreiben. Die Polizei sah nur einen Ausweg und erschoss alle Tiere
HÖCHBERG In und um Würzburg gibt es für Tierfreunde derzeit nur ein Thema: die Erschießung von zwölf verirrten Wildschweinen. Nach einer Treibjagd war die Bache mit elf Frischlingen in einer Garage im Gewerbegebiet der Würzburger Gemeinde Höchberg gefangen – und ließ sich daraus nicht vertreiben. Die Polizei sah nur einen Ausweg: Ein Beamter, nebenbei auch Jäger, drückte ab – und erschoss die zwölf Tiere. Als „schießwütig“ wird die Polizei bei diesem „Massaker“ nun im Internet verteufelt und auch noch angezeigt: Der „Arbeitskreis humaner Tierschutz e.V.“ hat Strafanzeige gegen die Polizei gestellt...
Sonntag im Wald bei Höchberg: Jäger veranstalteten eine Treibjagd. Die Rotte verirrte sich auf der Flucht im Gewerbegebiet, rannte einen Maschendrahtzaun nieder, schlüpfte in das offenstehende Garagentor von Steinmetz Hans Dieter Grünewald. Um zu verhindern, dass die Wildschweine Kunden eines benachbarten Sonnenstudios gefährden, schloss ein Steinmetz-Mitarbeiter das Tor und rief die Polizei.
Auch der Garagen-Besitzer ist stocksauer auf die Polizei
Die Beamten versuchten, die Tiere aus der Garage zu treiben. Um den Verkehr nicht zu gefährden, wurde die B27 zeitweise gesperrt. Doch die Tiere blieben in der Garage. Egal, welchen Aufwand die Beamten auch betrieben. Um keinen Menschen zu gefährden, so die Polizei, wurde beschlossen, die Tiere zu töten. Ein Polizist – ein ausgebildeter Jäger – erledigte den blutigen Job in der Garage.
„Das war der bescheidenste Moment in meinem Jägerleben“, so der zuständige Jagdpächter Georg Ries zur „Main Post“. „So etwas ist nicht mein Verständnis von der Jagd. Aber ich möchte nicht im Weg stehen, wenn eine Bache aus der Garage gestürmt kommt.“
Tierfreunde sind entsetzt, warum die Rotte nicht betäubt und in den Wald zurückgebracht wurde. Der „Arbeitskreis humaner Tierschutz“ sieht einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, da dass die Tötung von Wirbeltieren ohne vernünftigen Grund strafbar ist. Ein Rechtsanwalt des Vereins argumentiert, man hätte das Garagentor über Nacht offen stehen lassen müssen – die Viecher wären von selbst in den Wald heimgekehrt. Die Anzeige ist bei der Staatsanwaltschaft eingegangen. Es wird nun die „strafrechtliche Relevanz“ geprüft.
Für Grünewald hatte das Gemetzel ein ekelhaftes Nachspiel: „Die Garage mussten wir saubermachen“, so der Steinmetz. „Es hat keine Entschuldigung, keine Entschädigung gegeben. Das ist eine Sauerei!“ ´
Susanne Will
Wie Wildschweine den Stadtrand Nürnbergs unsicher machen, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Freitag, 18.12.