Richter ringt Angeklagtem Geständnis im Mordprozess ab
Der Mutter des Opfers bricht die tränenerstickte Stimme weg, die Tochter schluchzt, einer ganzen Schulklasse im Zuhörerraum am Landgericht Nürnberg-Fürth stockt der Atem: Nach Stunden des Schweigens und einem für alle nervenaufreibenden Fragemarathon des Vorsitzenden Richters kommt im Mordprozess um den Tod einer 49-Jährigen aus dem Mund des Angeklagten der entscheidende Satz: "Ja, ich habe (es) gemacht."
Es war der Moment, in dem der 51 Jahre alte Mann ein spektakuläres Gewaltverbrechen zugab, das in der Region um Nürnberg lang Zeit für großes Aufsehen gesorgt hatte.
Im vergangenen September war die 49 Jahre alte Frau plötzlich verschwunden. Ihre erwachsenen Kinder meldeten sie schließlich vermisst. Monatelang suchte die Polizei teils mit Tauchern in Stauseen nach der Frau, ehe die Leiche schließlich wenige Kilometer vom Wohnort, verscharrt im Wald und mit einem blauen Plastiksack bedeckt, gefunden wurde.
Der Auftakt zu dem Prozess in dem Mordfall legte auch offen, wie aus einem beinahe idyllischen Familienleben tödliche Gewalt werden konnte. Im Schlafzimmer einer biederen fränkischen Doppelhaushälfte soll der Automechaniker laut Anklage im September 2024 seine zwei Jahre jüngere im Schlaf Frau erdrosselt und ihre Leiche später im Wald verscharrt haben. Vorausgegangenen waren eine 30 Jahre lange Ehe, Depressionen, Trennung und Monate brennender Eifersucht.
Laut Anklage der Staatsanwaltschaft hatte der Mann seine Frau monatelang mit Hilfe versteckter Kameras und eines GPS-Trackers ausspioniert. Im Sommer 2024 kam es schließlich zum Bruch, der Mann zog aus, fuhr mit dem Auto von einem Ort zum anderen, seinen notdürftigen Hausstand offenbar immer an Bord.
Nachdem auch die Anbahnung eines Versöhnungsversuches gescheitert war, entschloss sich der Angeklagte nach Darstellung der Anklage offenbar zur Tat. Nachts sei er in die früher gemeinsam, inzwischen aber nur noch von der Frau und ihrem Sohn genutzte Doppelhaushälfte eingedrungen, habe ein Nachthemd zu einem Strick gedreht und die Frau damit erdrosselt. Die Leiche habe er mit dem Auto wenige Kilometer weit in ein Waldstück gefahren und dort vergraben.
Zunächst kein Geständnis
Die Beweislage scheint erdrückend: Wiederholt versuchte Richter Markus Bader den bis dato schweigenden Angeklagten zu einem Geständnis zu bewegen - stundenlang ohne Erfolg. Erst als die ersten seiner Angehörigen teils unter Tränen ausgesagt hatten und Bader den Mann eindringlich und viele Minuten lang immer wieder dieselbe Frage stellte, rang sich der 51-Jährige durch. Nach Darstellung Baders habe er damit seine Angehörigen deutlich entlastet - und für sich selbst einen Pluspunkt bei der möglichen Strafzumessung gesammelt.
Zuvor hatten der Bruder des Opfers und dessen Mutter - teils unter Tränen - die Geschehnisse unmittelbar vor dem Gewaltverbrechen geschildert. Deutlich wurde dabei, wie eine einst harmonische Ehe- und Familiensituation offenbar auch wegen psychischer Probleme immer mehr entglitt. Sowohl der Angeklagte als auch das Opfer waren in psychologischer Behandlung, wie aus den Zeugenaussagen hervorging.
Trennung nicht verkraftet
Der Mann hatte nach Auffassung der Staatsanwaltschaft die von der Frau herbeigeführte Trennung nicht verkraften können und nach eigener Aussage große Probleme damit, dass die Frau die Nähe anderer Männer suchte.
Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft hatte er seit 2023 die Frau massiv ausspioniert. Geprüft wird über einen Sachverständigen, ob möglicherweise eine Depression die Handlungsfähigkeit des Mannes beeinträchtigt haben könnte.
Die 5. Strafkammer hat für den Prozess zwölf Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil könnte im Juli gesprochen werden.
Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de
- Themen:
- Polizei