Richter lässt Sex-Opa (77) frei

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Jahrelang verging er sich an seinen Enkelinnen. Jetzt leben wieder drei Kinder in seinem Haus
BAYREUTH In seinem Reihenhäuschen spielte Xaver B. den liebenden Opa. Erst vor kurzem war sein Sohn mit seiner Freundin und drei Kindern zu ihm gezogen. Dass der 77-Jährige früher zwei Enkeltöchter missbraucht hat, ahnte die Familie nicht. Um die Mädchen vor dem gleichen Schicksal zu bewahren, ging Opfer Mia (Namen geändert) zur Polizei.
Betroffen waren die Kinder der ältesten Tochter: Xaver B. befummelte Martina (heute 23) und missbrauchte Mia massiv. Das Martyrium der 21-Jährigen begann an ihrem zehnten Geburtstag. Regelmäßig verging sich der Opa im Kinderzimmer oder in seinem Bett an der Wehrlosen.
"Der Puff ist mir zu teuer"
Inzwischen ist sie eine junge Frau, doch die Erlebnisse haben sie geprägt. Noch heute ist Mia wie gelähmt, wenn sie den Namen des Großvaters hört. Ihr Blick wird starr. Trotzdem will sie nicht, dass ihr Opa hinter Gittern muss. „Er war der Einzige, der sich um sie gekümmert hat“, sagte ihre Anwältin. In welchen Seelennöten Mia damals gewesen sein muss, berichtete ein Zeuge. Sie habe einmal ihren Großvater – er hat inzwischen 13 Enkel – gefragt, warum er nicht in den Puff gehe. Xaver B. antwortete damals: „Das ist mir zu teuer.“
Jahrelang behielt Mia das furchtbare Geheimnis für sich. Doch dann vertraute sie sich ihrem Freund an, dann ihrer Mutter an. Die setzte sich mit dem Bruder in Verbindung – der mit Freundin, deren zwei kleinen Mädchen und einem Baby beim Opa eingezogen war. Doch der konnte nicht glauben, dass der alte Mann den Kleinen etwas tun könnte.
Als die Wohnsituation beim Prozess zur Sprache kam, beantragte die Staatsanwältin Haftbefehl wegen Wiederholungsgefahr und zum Schutz der im Haus lebenden Kinder. Doch das Gericht lehnte den Antrag ab. „Es sieht im Moment die Wiederholungsgefahr nicht“, so Landgerichtssprecherin Christine Künzel. Inzwischen habe aber auch der Sohn eingesehen, dass die Vorwürfe nicht aus der Luft gegriffen waren: Xaver B. hat gestanden. Andrea Uhrig
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