Interview

Rentenforscher: "Deutschland ist immer noch kein attraktives Land für Fachkräfte"

Die Wirtschaft lahmt, aber ohne die kann es kein stabiles Rentensystem geben.Der Münchner Ökonom Axel Börsch-Supan erklärt im AZ-Interview, was sich dafür im Umgang mit Migration ändern müsse.
Maximilian Neumair,
Martina Scheffler
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Der Fachkräftemangel in Deutschland erfordert dringend Maßnahmen zur Anwerbung qualifizierter Arbeitskräfte.
Der Fachkräftemangel in Deutschland erfordert dringend Maßnahmen zur Anwerbung qualifizierter Arbeitskräfte. © Waltraud Grubitzsch/dpa

Der demografische Wandel ist ein wirtschaftlich großes Problem: zu wenig Nachwuchs, zu viele Rentner. Die Folge: Die deutsche Wirtschaft kämpft mit einem Fachkräftemangel und das von den Jungen für die Alten finanzierte Rentensystem ächzt.

Der Rentenforscher Axel Börsch-Supan schlägt deshalb vor, dass die Finanzierung der Rente durch die Generation geschieht, die sie bezieht. Der 71-jährige Professor ist Leiter der Münchner Max-Planck-Emeritus-Gruppe "Economics of Aging".

Er studierte Volkswirtschaftslehre und Mathematik in München und Bonn und promovierte 1984 in den USA.

400.000 Fachkräfte aus dem Ausland? Warum das bisher nicht klappt

Im AZ-Interview sagt er, wie das in der Praxis aussehen könne, welche Rettungsversuche sinnlos seien und wie sich die Willkommenskultur bei der Migration verändern müsse.

Ältere Menschen sitzen nebeneinander während eines Konzertbesuches.
Ältere Menschen sitzen nebeneinander während eines Konzertbesuches. © Arne Dedert/dpa

AZ: Herr Börsch-Supan, wie sollte die gesetzliche Rente finanziert werden?
AXEL BÖRSCH-SUPAN: Im Augenblick setzen wir zu sehr auf die Finanzierung durch die Beiträge der jüngeren Generation. Da es immer weniger Junge, dafür aber viele Alte gibt, müssen wir mehr dafür sorgen, dass die Finanzierung der Rente durch die Generation geschieht, die dann auch die Rente beziehen will, also zum Beispiel durch mehr Betriebsrenten, wie das uns die Niederlande oder Dänemark vorgemacht haben, die nun deutlich besser dastehen als wir in Deutschland.

Der Wirtschaftswissenschaftler Axel Börsch-Supan erforscht die ökonomischen Auswirkungen des demografischen Wandels.
Der Wirtschaftswissenschaftler Axel Börsch-Supan erforscht die ökonomischen Auswirkungen des demografischen Wandels. © imago stock&people

Was ist der größte Denkfehler in Bezug auf die Rente?
Dass wir jetzt unbedingt ein Rentenpaket brauchen, das das Geld mit der Gießkanne ausschüttet. Haltelinie, Mütterrente, Aktivrente – nirgendwo wird zwischen denen unterschieden, die das Geld wirklich brauchen, und davon gibt es viele, und denen, die auch ohne diese milliardenteuren Wahlgeschenke auskommen könnten. Haltelinie, Mütterrente und Aktivrente hätte man auf die beschränken sollen, die Gefahr laufen, ansonsten altersarm zu werden.

"Wir brauchen keine Willkommenskultur für jeden"

Immer wieder heißt es, wir bräuchten 400.000 Fachkräfte aus dem Ausland pro Jahr – die kommen aber nicht. Was tun? Oder setzen wir mit der Zuwanderung aufs falsche Pferd, gibt es Alternativen?
Deutschland ist immer noch kein sehr attraktives Land für gut ausgebildete Fachkräfte. Die Wirtschaft lahmt, die Bürokratie ist überbordend, wir sind nicht sehr weltoffen, die Migrationsdebatte ist einseitig auf Migranten fokussiert, die wir – oft zu Recht – eher nicht haben wollen. Wir brauchen keine Willkommenskultur für jeden, aber sehr wohl eine für Leute, die hier zum Wiederbeleben der lahmenden Wirtschaft beitragen können.

Deutschland hat gottlob eine niedrige Altersarmutsquote

Was darf auf keinen Fall passieren, damit in Deutschland eine Welle der Altersarmut droht?
Altersarmut entsteht nicht durch ein niedriges Rentenniveau, sondern dadurch, dass viele Menschen nicht genug Erwerbsjahre angesammelt haben. Wir müssen also alles tun, dass junge Menschen bald ins Erwerbsleben kommen, sozialversicherungspflichtig werden und dort auch bleiben. Insgesamt gelingt uns das auch einigermaßen gut – Deutschland hat gottlob eine niedrige Altersarmutsquote.

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  • HanneloreH vor 22 Minuten / Bewertung:

    Die kommen nicht, weil sie sich mit den „Fachkräften „ die schon kamen nicht auf dieselbe Stufe stellen wollen

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