Rente in Bayern: Das sind die aktuellen Zahlen

München - Weniger als 600 Euro im Monat, ein Leben in Armut und der wahnsinniger Druck, sich auch im Alter noch etwas dazuverdienen zu müssen: Der Deutsche Gewerkschaftsbund in Bayern (DGB) hat gestern seinen "Rentenreport 2016" vorgestellt. Dieser wirft mal wieder ein Schlaglicht auf die alarmierende Situation unserer Rentner.
Dem Report zufolge bekommen etwa ein Drittel aller Männer und sogar drei Viertel aller Frauen im Freistaat, die vergangenes Jahr ihr Arbeitsleben beendet haben, weniger als 1025 Euro Rente. Damit liegt ihr Einkommen schon unter der sogenannten Armutsschwelle. Mehr als die Hälfte der Frauen und immerhin fast ein Viertel der Männer müssen allerdings mit noch weniger auskommen: Sie haben im Monat weniger als 600 Euro zur Verfügung. Der Rentenreport legt zudem große regionale Unterschiede offen.
Anders als man erwarten würde, leben die Krösusse unter den Rentnern nicht etwa im Süden, sondern in Unterfranken, also ganz oben im Norden des Freistaats. Warum das so ist: Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen.
Was verdienen Neurentner?
Wer als bayerischer Mann 2015 in Rente gegangen ist, bekommt im Durchschnitt 1049 Euro im Monat. Das sind noch einmal knapp 30 weniger als man in den Jahren zuvor im Schnitt bekommen hat. Bei den Frauen lag die durchschnittliche Neurente vergangenes Jahr sogar nur bei 616 Euro. Anders als bei den Männern steigt hier allerdings das Rentenniveau, vergangenes Jahr nämlich um immerhin sechs Euro. Das liegt daran, dass über die Jahrzehnte immer mehr Frauen ins Berufsleben eingestiegen sind und dann folglich auch in die Rentenkasse eingezahlt haben.
Lehrerverband warnt: Gewalt gegen Lehrer nimmt zu
Je nach Landkreis können die Rentensätze aber auch sehr stark schwanken (siehe große Karten rechts). Wo wohnen die Spitzenverdiener? Bei den Männern liegen die gesetzlichen Durchschnittsrenten in den Landkreisen Erlangen-Höchstadt (1284 Euro) und Eichstätt (1220 Euro) am höchsten. Bei den Frauen sind die Landeshauptstadt München (763 Euro) und der Landkreis München (738 Euro) vorne dran.
Wo ist die Rente besonders niedrig?
Schlusslicht bei den männlichen Rentnern ist die Stadt Landshut. Dort bekommt man im Schnitt nur 724 Euro gesetzliche Rente. Bei den Frauen ist mit 462 Euro der Landkreis Cham ganz hinten dran.
Woher kommen diese regionalen Unterschiede?
Die Unterschiede sind ein Spiegelbild der früheren und heutigen Wirtschaftskraft und Arbeitsmarktstruktur. So ist zum Beispiel auch das erstaunliche Nord-Süd-Gefälle bei den Renten der Männer (siehe kleine lila Karte) zu erklären. Früher war die Industrie in Bayern eben noch vor allem im Norden angesiedelt.
Dort haben sich die Menschen in den Boomphasen entsprechend hohe Rentenansprüche erarbeitet. Auch der Landkreis Erlangen-Höchstadt führt bei den Männern nicht von ungefähr die Spitzenliste an, dort sind mit Siemens und Schaeffler potente Arbeitgeber vertreten, die über hochqualifizierte Arbeitsplätze das Rentenniveau heben. Unterfranken profitiert zudem stark von der Nähe zur Industrie- und Finanzzentrale Frankfurt am Main.
Vor allem im Raum Aschaffenburg leben viele Pendler, die ihr Geld auswärts verdient haben, die Rente aber nun daheim kassieren. Die Stadt Landshut dagegen ist deshalb so abgehängt, weil es dort eine verhältnismäßig große Zahl an Langzeitarbeitslosen gibt, die das Niveau drücken.
Und wie kommt die Dreiteilung bei den Frauen zustande?
Da hat auch der DGB keine einfache Erklärung. Anders als bei den Männern gibt es dort eher eine West-Ost-Trennung. Dass in Niederbayern das Rentenniveau recht niedrig ist, liegt mit Sicherheit an den vielen Bauersfrauen dort.
Die Stärke Oberfranken könnte an den Nachwirkungen der Porzellanindustrie liegen, in der viele Frauen beschäftigt waren. Über die Gründe in den anderen Bezirken könnte man nur spekulieren. Was ist das Fazit aus dem Rentenreport? Das Fazit fällt ernüchternd aus. S
chließlich zeigt der Rentenreport 2016, dass für immer mehr Menschen in Bayern die Rente nicht mehr zum Leben reicht. Für DGB-Chef Matthias Jena lassen die neuen Zahlen deshalb auch nur einen Schluss zu: "Wir brauchen dringend einen Kurswechsel in der Rentenpolitik."