Renn-Legende vor Gericht
Jochen Dauer (58), der in den 80er-Jahren im Motorsport große Erfolge feierte, hat einen finanziellen Total-Absturz hingelegt. Jetzt sitzt er in U-Haft...
NÜRNBERG Am Wochenende blies der Wind den Motorenlärm des Autorennens am Dutzendteich über die ganze Stadt. Auch im Gefängnis in der Mannertstraße war er noch zu hören. Dort sitzt ein Mann in der Zelle, bei dem das kreischende Sägen der hochgezüchteten PS-Boliden recht zwiespältige Gefühle ausgelöst haben dürfte: Jochen Dauer (58). Als Fahrer erlebte er die Höhen des Rennsportgewerbes, als Geschäftsmann begab er sich in den freien Fall. Am Dienstag beginnt der Prozess gegen ihn.
Knapp fünf Millionen Euro soll der blond-blauäugige Strahlemann mit seiner in Nürnberg beheimateten Firma am Finanzamt vorbei bugsiert haben. Die Beweislage ist laut Staatsanwaltschaft eine klare Sache – und der Preis hoch: Jochen Dauer, der bereits seit einem Jahr in U-Haft sitzt, muss mit einem mehrjährigen Haftaufenthalt rechnen. Das kostet ihn die Freiheit, aber nicht das Vermögen. Das hat er mit geschäftlichem Harakiri längst verspielt.
In der Formel 2, der Formel3 und in Tourenwagenrennen fuhr er in den 80er Jahren rund 100 Siege ein. Schon damals hielt er sich für einen Star. Richtig aufgedreht hat er danach. In seiner „Dauer Sportwagen GmbH“ entstand ein Super-Porsche. 1994 gewann er mit dem 1000 PS starken Flitzer das legendäre 24-Stunden-Rennen von Le Mans – und verlor den Boden unter den Füßen.
2008 war er plötzlich aus Nürnberg verschwunden
Mit einer Straßenversion des „962 LM Sport“, die er für rund eine Million anbot, versuchte er betuchte Kundschaft zu finden. Der reichste Mann der Welt, der Sultan von Brunei, soll ein paar von den Rennern gekauft haben, doch der erhoffte Run auf die Power aus dem Hause Dauer blieb aus.
Die Wirklichkeit nahm Dauer längst nicht mehr wahr. Er stürzte sich in abenteuerliche Projekte, die sich finanziell als Fass ohne Boden herausstellten. So erwarb er etwa die Konkursmasse des Luxus-Auto-Herstellers Bugatti. 1,2 Millionen musste er für die Reste des einstigen Imperiums auf den Tisch legen. Geld, das er gar nicht hatte. Mehrere Privatleute, so wird in der Szene kolportiert, sollen ihm Geld geliehen und alles verloren haben.
2008 war er plötzlich aus Nürnberg verschwunden, weil ihm der Boden unter den Füßen zu heiß geworden war. Das Finanzamt und die vielen Gläubiger machten Dampf. Jochen Dauer, der per internationalem Haftbefehl gesucht wurde, ging den Fahndern vor einem Jahr in der Schweiz ins Netz. Helmut Reister
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