Reiner Wein für die Tiger
Heute informiert Insolvenzverwalter Volker Böhm die Profis. Manager otto Sykora: Nur keine falschen Versprechungen
NÜRNBERG Die Szene hatte irgendwie Symbolcharakter. Am vergangenen Freitag, beim Spiel gegen Duisburg, das die Ice Tigers nach einer scheinbar beruhigenden 2:0-Führung im Schlussakt noch 2:3 versemmelten, verirrte sich ein Puck auf die VIP-Tribüne – und traf Günther Muth am Kopf. Ironie des Schicksals: Der Mann, der nach dem versehentlichen Volltreffer sein Haupt mit einem Eisbeutel kühlte, ist Geschäftsführer des Nürnberger Trikot-Sponsors Aichinger und saß auf dem Platz von Günther Hertel, dem die Firma Aichinger gehört und der bis zum Insolvenzantrag vor einer Woche Alleingesellschafter der Tiger war.
Böhm im Termin-Stress
Inzwischen haben die Noris-Cracks einen neuen Herrn der roten Zahlen. Der heißt Volker Böhm, ist Rechtsanwalt und in diesem Fall vom Amtsgericht zum Insolvenzverwalter bestellt worden. Und hat seitdem keine freie Minute mehr. Getreu seinem obersten Ziel, den Spielbetrieb zu sichern, hetzt Böhm von Besprechung zu Besprechung, von einem Termin zum nächsten.
Heute steht ein ganz besonders wichtiges Meeting auf dem Programm: Zusammen mit Sportdirektor Otto Sykora wird Böhm einer kleinen Spieler-Delegation den neuesten Stand der Dinge offenbaren. „Es wird eine Art Austausch sein, Böhm soll erfahren, wo den Spielern der Schuh drückt. Die Spieler sollen, werden und können Fragen stellen. Die wird vor allem interessieren, geht’s überhaupt weiter, und wenn ja, wie – bis Januar, bis Saisonende oder darüber hinaus“, sagt Sykora. Und natürlich: Zu welchen finanziellen Konditionen die Tiger künftig ihre Krallen ausfahren sollen. Für Donnerstag ist ein Treffen mit der gesamten Mannschaft vorgesehen. „Wichtig ist“, sagt Sykora, der gestern seinen 44. Geburtstag feierte, „dass offen mit den Jungs umgegangen, nichts Falsches versprochen wird. Der Insolvenzverwalter muss glaubwürdige Aussagen machen, wie die Chancen stehen, dass weiter Profi-Eishockey gespielt werden kann.“
Tiger zeigten richtige Reaktion
Keine Frage: Die Profis sind in Vorleistung gegangen, haben beim 3:2-Sieg am Sonntagabend in Iserlohn ein deutliches Zeichen gesetzt. „Ich hoffe, dass alle Leute, die sich jetzt bemühen, das Eishockey in Nürnberg am Leben zu halten, genau so kämpfen wie die Spieler in Iserlohn. Ich war von der Reaktion der Mannschaft richtig überrascht.“ Selbst Roosters-Trainer Steve Stirling wunderte sich: „Nürnberg war das hungrigere Team, hat mit mehr Energie gespielt.“ Tatsache ist aber auch: Wenn die Kohle allzu knapp wird, sind die schönsten Energiereserven schnell aufgebraucht. G. Schmid, U.D.
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