Rehbock Hansis trauriges Ende
STARNBERG - Hansi haben die Buttingers mit der Flasche aufgezogen. Jäger haben den Rehbock vor fünf Jahren fast verhungert bei Freising gefunden und zu ihnen an den Starnberger See gebracht. Dreimal ist die Renate Buttinger (56) jede Nacht aufgestanden, um ihm Ziegenmilch zu geben.
Seit 30 Jahren päppeln die Buttingers Rehe auf. Ihr Haus, das mitten im Wald liegt, ist von einem zwei Meter hohen Zaun umgeben, um die scheuen Gäste zu schützen. Denn viele Hundebesitzer leinen ihren Wastl im Wald nicht an. Obwohl nicht nur Rehe, sondern auch Bodenbrüter wie die Lerche in dem Landschaftsschutzgebiet leben. „Gebetsmühlenartig versuchen wir seit Jahren, die Halter darauf aufmerksam zu machen, dass sie ihren Hund anleinen und auf den Wegen bleiben sollen“, sagt Buttinger.
Am Donnerstag dann die Katastrophe: Gegen 18 Uhr schafft es ein kleiner schwarzer Hund ins Grundstück einzudringen. Vermutlich hat er sich unter dem Zaun durchgegraben. Er jagt Rehbock Hansi. „Es ging alles so schnell, ein, zwei Minuten vielleicht“, sagt Renate Buttinger. Ihr Vater (84) vertreibt den Eindringling. Hansi geht noch ein paar Schritte, taumelt und bricht zusammen. Eine halbe Stunde liegt er noch da, zuckt mit den Beinen. Dann ist Hansi tot.
Ricki, das zweite Pflege-Reh, traut sich nicht an den toten Gefährten heran. Zwei Tage lang verweigert sie das Futter, zittert und ist extrem scheu. Inzwischen hat sich die Rehdame wieder beruhigt. Im Gegensatz zu den Bullingers. Sie haben den Vorfall dem Jagdpächter gemeldet, der den Rehbock untersucht hat. Hansis Blut ist in den Adern gestockt. „Der Arme muss einen Schock erlitten haben und daraufhin einen Herzinfarkt“, sagt Renate Buttinger.
Sie ist wütend. Wütend auf die unverantwortlichen Hundebesitzer: „Jeder möchte unberührte Natur um sich haben, aber viele nehmen keine Rücksicht auf die Natur.“ Sonst würde Hansi ja noch leben. Und wäre wahrscheinlich vor fünf Jahren nicht halb verhungert bei den Bullingers abgegeben worden, weil seine Mutter unauffindbar war.
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