Razzia im Zirkuszelt!

Mehr als 100 Beamte von Staatsanwaltschaft und Zoll durchsuchten das Familienunternehmen "Circus Barelli" in Nürnberg. Der Vorwurf der Behörden: Menschenhandel und nicht bezahlte Sozialabgaben von 700.000 Euro
von  Helmut Reister
Sechs Stunden lang dauerte die Durchsuchung des Circus Barelli. Er gastiert bis zum Sonntag auf dem Kaufmarkt-Gelände an der Erlanger Straße.
Sechs Stunden lang dauerte die Durchsuchung des Circus Barelli. Er gastiert bis zum Sonntag auf dem Kaufmarkt-Gelände an der Erlanger Straße. © news5

NÜRNBERGRazzia beim Circus Barelli! Mehr als 100 Beamte von Zoll und Staatsanwaltschaft nahmen am Donnerstag das fränkische Familienunternehmen auseinander, das zur Zeit in Nürnberg gastiert. Der Vorwurf der Behörden: Verdacht auf Schwarzarbeit und Menschenhandel!

Die Aktion, die um 6 Uhr begann und bis in die Mittagsstunden dauerte, wurde von der Staatsanwaltschaft Ansbach geleitet. Der Chef der Behörde, Oberstaatsanwalt Gerhard Karl, sagte zur AZ: „Es besteht unter anderem der Verdacht des Menschenhandels.“ Seinen Worten zufolge gebe es Hinweise darauf, dass eine Vielzahl von Personen mit falschen Versprechungen zu einem Engagement überredet wurden – und dann in die Röhre schauten. Die ohnehin niedrigen Löhne, so Karl, seien offensichtlich nicht bezahlt worden. Der Behördenchef weiter: „Es besteht auch der Verdacht, dass diese Mitarbeiter bedroht wurden.“

"Völlig haltlose Unterstellungen"?

Im Rahmen der Durchsuchungsaktion wurden zahlreiche Unterlagen sichergestellt, die jetzt erst einmal ausgewertet werden müssen. Mehr als 40 Mitarbeiter des Circus, der seit sieben Generationen im Familienbesitz ist, wurden bereits zu den Vorwürfen befragt. Nach Angaben der Ansbacher Staatsanwaltschaft wird im Zuge der Ermittlungen auch geprüft, ob das Circus-Unternehmen der Abgabe von Sozialleistungen für seine Mitarbeiter nicht nachgekommen ist. Oberstaatsanwalt Karl: „Wir gehen von 700.000 Euro aus, die nicht bezahlt wurden.“

Harry Spindler, der Chef von Barelli, wies die Vorwürfe gegenüber der AZ entschieden zurück: „Das sind völlig haltlose Unterstellungen.“ Er geht davon aus, dass er von missliebigen Konkurrenten fälschlicherweise angeschwärzt worden ist. Gegenüber den Behörden machte Harry Spindler eigenen Worten zufolge keine Aussagen. Sein Anwalt Reinhard Debernitz wollte sich zu den Details der Ermittlungen derzeit nicht äußern. Den generellen Vorwurf des Menschenhandels hält aber auch er für überzogen. Debernitz: „Ich muss mir den Fall aber erst genau anschauen, bevor ich eine exakte Einschätzung vornehmen kann.“

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