Rätselraten um die Müll-Brände
NÜRNBERG Uwe Lederer brauchte in seiner Montagfrühschicht nur Sekunden, um zu merken, was Sache ist: Der Mann vom Abfallwirtschaftsbetrieb der Stadt Nürnberg (ASN) thront 21 Meter über Tausenden Tonnen Müll, manövriert von seinem Cockpit aus mit einem gewaltigen Greifer Ladungen von je 16 Tonnen in die Öfen der Müllverbrennungsanlage (MVA) Sandreuth. Als am Montagmorgen ein Laster an Tor 6 anrückte und seine Ladung in das gigantische Sammelbecken kippte, züngelten auf einmal Flammen aus dem Unrat.
Ehe die Wärmebildkameras Alarm schlugen, breitete sich ein Flächenbrand aus: „Ich schlug gleich Alarm“, berichtet Lederer einen Tag danach. Gewaltige Düsen verteilten Löschschaum über dem Feuer. Binnen weniger Minuten war die Feuerwehr da und brachte die Flammen zum Erliegen. Es war der dritte Brand in der MVA binnen weniger Monate.
9000 Tonnen unverbrannter Müll lagern zusätzlich in Pillenreuth
„Warum sich die Vorfälle häufen, wissen wir nicht“, gestand ASN-Vize-Chef Reinhard Arndt bei einer Begehung mit dem Stadtrat. Seine Vermutung: „Immer mehr Menschen heizen mit Holz und kippen die Asche unbedacht in den Hausmüll.“ Dort könne die Glut über Tage vor sich hinschwelen. Wenn sie dann Kontakt mit Sauerstoff bekommt, „haben wir im Handumdrehen ein Feuer“, so Arndt. Wie bei den letzten Bränden im März dieses Jahres und im April 2010 wurde auch am Montag die Kripo hinzugezogen. Unwahrscheinlich allerdings, dass die Ursache ermittelt wird. Arndt: „Woran es die letzten beiden Mal lag, wissen wir nicht.“
Diesmal ging es vergleichsweise glimpflich aus. Anders als im März, als sich der Brand über fast 24 Stunden hinzog und die Giftwolke Anwohnern im Stadtsüden große Angst bereitete. Damals wurden mit Öl getränkte Lappen als Brandbeschleuniger ausgemacht, die mittlerweile nicht mehr in die MVA angeliefert werden dürfen. Als Folge der letzten beiden Zwischenfälle konnten 9000 Tonnen Müll nicht verbrannt werden. Sie lagern – zum Teil verpackt in weiße Kunststoffbahnen, zum Teil auf der Halde vor sich stinkend – auf der Deponie in Pillenreuth.
Sie werden zeitnah zurück nach Sandreuth verfrachtet und landen dann in den Öfen – wenn in der MVA kein neuer Brand wütet...
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