Rätselhaftes Telefonat

Prozess um die Bad Reichenhaller Eishalle: Kurz vor dem Unglück warnte ein anonymer Anrufer vor dem Einsturz – das sagte am Donnerstag jedenfalls der Zeuge, Eishockeytrainer Thomas Rumpeltes.
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Rettungskräfte arbeiten am 3. Januar 2006 in der eingestürzten Eissporthalle in Bad Reichenhall. Zwei Jahre nach dem Einsturz des Gebäudes müssen sich vier Bauingenieure und Architekten vor Gericht verantworten.
ap Rettungskräfte arbeiten am 3. Januar 2006 in der eingestürzten Eissporthalle in Bad Reichenhall. Zwei Jahre nach dem Einsturz des Gebäudes müssen sich vier Bauingenieure und Architekten vor Gericht verantworten.

TRAUNSTEIN - Prozess um die Bad Reichenhaller Eishalle: Kurz vor dem Unglück warnte ein anonymer Anrufer vor dem Einsturz – das sagte am Donnerstag jedenfalls der Zeuge, Eishockeytrainer Thomas Rumpeltes.

Thomas Rumpeltes (43), Vorsitzender des Eishockeyclubs Bad Reichenhall, hat im Prozess um den Einsturz der Eishalle die Stadtverwaltung schwer belastet. Rumpeltes sagte gestern vorm Landgericht, ein Mitarbeiter der Stadt habe ihn eine halbe Stunde vor der Katastrophe angerufen und vor der Gefahr gewarnt. 15 Menschen starben beim Unglück imJanuar 2006. „Ziemlich genau um 15.30 Uhr" – also eine halbe Stunde vor dem Halleneinsturz, habe bei ihm das Telefon geklingelt, gab gestern Thomas Rumpeltes gestern zu Protokoll. Der Anrufer habe vor „Einsturzgefahr" gewarnt. Die genaue Wortwahl sei ihm nicht mehr in Erinnerung, er sei sich aber sicher, dass dasWort „einstürzen“ gefallen sei, sagte der 43-Jährige. Die Schneemassen würden „langsam zu viel“, außerdem habe der Eismeister schon „etwas knacksen gehört“.

Der Anrufer habe ihm weiter mitgeteilt, dass das für den späteren Nachmittag angesetzte Training des Eishockeyteams ausfallen müsse. Der Publikumslauf ging dagegen weiter. Nur sechs Minuten vor der Schließung stürzte das Dach der Halle ein und begrub 34 Eisläufer unter sich. Ständig habe er sich über den schlechten Zustand der Halle geärgert.Wasser sei von der Decke auf die Eisfläche und die Ränge getropft. „Die Zuschauer konnten sich bei Spielen teilweise gar nicht hinsetzen“, so Rumpeltes.

Nie sei etwas gemacht worden

Auf die Frage des Vorsitzenden Richters Karl Niedermaier, wie er diese Mängel bewertet und ob er sie an offizieller Stelle beanstandet habe, sagte der Trainer: „Ich war der Meinung, das Dach ist undicht, da gehört etwas gemacht.“ Das habe er immer wieder beim Eismeister moniert, und gelegentlich auch beim damaligen Bürgermeister Wolfgang Heitmeier. „Der hat gesagt, das wird jetzt dann mal gemacht. Es ist aber nie was gemacht worden.“

Die offene Kritik an der Vorgehensweise der Stadt blieb für Rumpeltes nicht ohne Folgen. Nachdem er die Vorgänge direkt nach dem Unglück in Presseinterviews geschildert habe, sei ihm der Kreditrahmen bei der Kreissparkasse „von einem Tag auf den anderen“ drastisch gekürzt worden, sodass er in finanzielle Schwierigkeiten geraten sei, sagte Rumpeltes.

Beim Betriebsleiter beschwert

Auch der ehemalige Jugendleiter des Clubs, Siegfried F., berichtete von Mängeln der Halle. Durch Tropfen von der Decke hätten sich bis zu zehn Zentimeter hohen Huckel auf dem Eis gebildet. Er habe sich beim Betriebsleiter beschwert, der wiederum bestimmt die Stadt darüber informiert habe. kd

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