Radler-Krieg: Eine Fußgängerin steht vor Gericht

Eine Nürnbergerin (53) soll am Maxplatz Gehweg-Benutzer zum Absteigen genötigt haben. Jetzt steigt der Prozess
von  Abendzeitung
Gabriele A. (53) zeigt auf das Verkehrsschild, das auf den Radweg entlang der Pegnitz hinweist, doch benutzt wird der Gehsteig.
Gabriele A. (53) zeigt auf das Verkehrsschild, das auf den Radweg entlang der Pegnitz hinweist, doch benutzt wird der Gehsteig. © bayernpress.com

Eine Nürnbergerin (53) soll am Maxplatz Gehweg-Benutzer zum Absteigen genötigt haben. Jetzt steigt der Prozess

NÜRNBERG Sie wohnt in einer der schönsten Ecken der Altstadt. Doch wenn Gabriele A. (53) das Haus am Maxplatz verlässt, hat sie Angst, von einem der vielen Radler umgefahren zu werden, die verbotswidrig am Gehsteig entlang brettern. Gestern beschäftigte der Radler-Krieg das Nürnberger Amtsgericht, weil die Bankkauffrau zwei Leute zum Absteigen genötigt haben soll.

Wegen versuchter Nötigung, Körperverletzung und Eingriff in den Straßenverkehr erhielt sie einen Strafbefehl über 3300 Euro, erhob dagegen Einspruch. „Ich hab immer nur gesagt, dass die Radler absteigen sollen, weil das ein Gehweg ist“, erklärte die elegante Frau. Mehr habe sie nicht getan. Im Gegenteil, beim ersten Fall sei sie am Arm verletzt worden, als der Radler sie streifte.

Für den Betroffenen lief der Vorfall im Juli 2009 gegen 19.30 Uhr dagegen so ab: „Sie hat mich angeschrien und mich mit der Schulter an die Hauswand und vom Rad heruntergestoßen“, behauptete der Brite Paul T. (24). Der Pilot wurde zum Gerichtstermin aus England eingeflogen. Damals war er mit seiner Freundin zur Innenstadt unterwegs. Er entschuldigte sich seinerzeit bei Gabriele A., zeigte den Ausweis und wartete auf die von ihr alarmierte Polizei.

Der zweite Fall geschah im Dezember. Der Grafiker Ingo S. (37) kam mittags vom Kettensteg Richtung Innenstadt auf dem Gehweg angerauscht, „weil’s schneller geht“. Sein Jagdhund lief frei vorneweg. „Anhalten, anhalten“, habe Gabriele A. gerufen und sich ihm in den Weg gestellt. „Ich bin doch nicht lebensmüde“, sagte sie, „so wie der angeschossen kam.“ Der Grafiker fuhr weiter: „Da könnte ja jeder kommen“. Doch er blieb an einem Autospiegel hängen, krachte gegen den Pkw. Ob sie ihn abgedrängt hatte, wusste er nicht mehr. Wie der Pilot zeigte er die Frau nicht an, hat kein Interesse an einer Verurteilung. Verteidiger Thomas Dolmany schlug die Einstellung des Verfahrens vor. Doch die Richterin will demnächst noch einen Zeugen hören. cis

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