Quelle-Kredit gesichert: Wie geht es jetzt weiter?
50-Millionen Euro sollen das insolvente Traditionshaus retten: AZ beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das Thema
NÜRNBERG Der Kredit für Quelle ist genehmigt. Am Dienstagmorgen wurde Geschäftsführer Konrad Hilbers, der in Berlin mit am Verhandlungstisch saß, von der Belegschaft mit Beifall empfangen. Manche hatten Tränen in den Augen. Doch es gibt viele Fragen.
Was ist ein Massekredit?
Der Massekredit in Höhe von 50 Millionen Euro soll das insolvente Versandhaus vorläufig retten. Er ist ein Instrument, um den Geschäftsbetrieb in vollem Umfang zu erhalten. Die Kreditgeber, also der Bund und die Länder Bayern und Sachsen, stehen in der Liste der Gläubiger ganz oben, haben als erste Zugriff auf die Insolvenzmasse, damit ihre Forderungen mit der höchstmöglichen Garantie abgesichert sind. Der Kredit muss bis zum Jahresende zurückgezahlt werden.
Was bedeutet die Entscheidung für die Mitarbeiter?
„Unsere Mitarbeiter haben bis zuletzt auf eine faire Chance gehofft und sie nun erhalten“, sagt Geschäftsführer Konrad Hilbers. Die 8000 Jobs, davon 5000 in Nürnberg und Fürth, sind erstmal sicher. „Die 50 Millionen sind der Katalysator, damit der Geldstrom wieder einsetzt“, so Betriebsratschefin Beate Ulonska.
Ist die Zukunft von Quelle jetzt gesichert?
Nein, der Kredit ist nur eine Chance. Es gibt keinen Anlass für Euphorie. Keinen einzigen Cent Bargeld soll die Tochter des Arcandor-Konzerns mehr in der Kasse haben. „Wir haben noch einen steinigen Weg zu gehen“, so Beate Ulonska. Der vorläufige Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg erklärte: „Ich hoffe, dass wir jetzt eine Basis haben, auf der wir beginnen können, die Gesellschaft zu reorganisieren.“ Quelle-Chef Hilbers: „Jetzt fängt die Arbeit richtig an.“
Wann gibt es das Geld?
Bayern gab gestern Nachmittag grünes Licht für seinen Anteil des staatlichen Kredits, den es sich mit Sachsen und dem Bund teilt. „Ich bin froh, dass jetzt endlich die notwendige Soforthilfe an Quelle bewilligt worden ist“, so Ministerpräsident Horst Seehofer. Das Kabinett habe einen Beschluss gefasst, demzufolge die LfA-Förderbank einen Kredit in Höhe von 25 Millionen Euro an Quelle gewähren könne, erläuterte Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU). Damit wäre Bayern auch in der Lage, den sächsischen Teil des Massekredits auszulegen, um schnell helfen zu können. Auch die EU-Kommission genehmigte den Notkredit.
Welche Rolle spielt der Quelle-Katalog?
Er ist ein Hoffnungsträger! Denn als erstes geht es darum, das Tagesgeschäft möglichst schnell zu stabilisieren. Der neue Katalog (Auflage: neun Millionen, jeder vierte Haushalt hat ihn) wird im Moment ausgeliefert. Die Herbst-Winter-Saison ist traditionell der stärkste Abschnitt des Jahres. Speziell für die Mode ist der Katalog, dessen Druck auf Kippe stand, weiterhin unverzichtbar. Ulonska: „Die Kunden wollen eben Bilder sehen.“ Bestellt wird dann aber oft im Internet.
Was ist mit dem Online-Geschäft?
Ziel ist nun die strategische Neuausrichtung auf das Internet-Geschäft, in dem nach Überzeugung des Managements die Zukunft des Versandhandels liegt. In der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres gab es Online-Bestellungen für 720 Millionen Euro – 24 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Bleiben die Shops bestehen?
Vorerst ja: Beate Ulonska wertete die rund 4500 stationären Verkaufsstellen als Vorteil. „Wir sind kein anonymer Internet-Anbieter. Das schafft Vertrauen.“ au