Quelle-Erbin Schickedanz: Jetzt verliert sie alles!

NÜRNBERG - Schätzungsweise 1,6 Milliarden sind futsch: Ihr droht bei Arcandor ein Totalverlust, weil die Aktien von 30 Euro auf 29 Cent eingebrochen sind
Vor einem Monat hatte Madeleine Schickedanz (65) einen Einblick in ihr derzeitiges Leben gegeben und geklagt: „Wir leben von 600 Euro im Monat.“ Eingekauft werde beim Discounter. Ob es wirklich ganz so schlimm um die frühere Milliardärin steht, weiß nur sie. Fest steht aber wohl, dass ihr nach Abwicklung des insolventen Handels- und Reisekonzerns Arcandor (Karstadt/Quelle) so gut wie nichts bleiben wird. Noch 2005 war das Vermögen der Quelle-Erbin auf 1,6 Milliarden Euro geschätzt worden.
Vor drei Jahren wurde die Arcandor-Aktie mit fast 30 Euro an der Börse gehandelt, vor einem Jahr lag der Kurs bei fünf Euro und heute bei ganz mageren 29 Cent. Theoretisch ist ihr Aktienpaket zwar noch immer gut 20 Millionen Euro wert, aber im Insolvenzverfahren gehlören die fränkische Unternehmenserbin und die Gesellschafter der Privatbank Sal. Oppenheim nur noch zu den vielen „nachrangigen Gläubigern“, so Rolf Weidmann, Partner der Kanzlei, die Arcandor abwickelt, im „Handelsblatt“. Faktisch heißt das: Totalverlust. Für Frau Schickedanz sei nur dann noch etwas zu holen, wenn bei der Verwertung des Konzerns alle Gläubigerforderungen beglichen würden und zudem noch Eigenkapital übrigbliebe. „Dazu müsste schon ein Wunder geschehen“, heißt es in Konzernkreisen.
Sal. Oppenheim wollte sich zu dem Bericht nicht äußern. Auch ein Sprecher der Madeleine Schickedanz Vermögensverwaltung lehnte eine Stellungnahme ab. Mitte Juli hatte Madeleine Schickedanz in einem Interview gesagt, wenn die Rettung von Arcandor scheitere und die Bankkredite fällig würden, drohe ihr der Verlust ihres gesamten Privatvermögens – „Häuser und Aktien, auch Beteiligungen an anderen Firmen“. Schließlich hafte sie mit ihrem gesamten Vermögen und den Immobilien, die auf ihren Namen eingetragen seien. Wer meine, sie gehöre trotz der Krise zu den Superreichen, übersehe, dass sie nicht abgesichert sei. „Ich bekäme nicht mal eine Rente.“ Sie habe daher begonnen, sich finanziell einzuschränken.
In der Öffentlichkeit gelte ich als Milliardärin. Aber das ist falsch. Ich bin eine Mittelständlerin, die wie viele Unternehmer privates Geld und Vermögen in die Firma investiert hat“, hatte die Quelle-Erbin damals betont. „Wir leben von 500 bis 600 Euro im Monat.Wir kaufen auch beim Discounter. Gemüse, Obst und Kräuter haben wir im Garten“, hatte sie gesagt, für ihre Äußerungen in der Öffentlichkeit aber nur Hohn und Spott geerntet.