Ex-Bankangestellter räumt jahrelangen Betrug ein

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Über Jahre hat ein Angestellter einer Bank in Schweinfurt hochbetagte Kunden um ihr Erspartes gebracht und Schaden in Millionenhöhe verursacht. Zu Prozessbeginn vor dem Landgericht räumte der 58-Jährige die Vorwürfe weitgehend ein. Er schäme sich zutiefst und bitte aufrichtig um Verzeihung, erklärte der Angeklagte.
Als Auslöser für die jahrelangen Betrugstaten führte der Mann eine "finanzielle Notlage" nach dem Ende seiner Ehe im Jahr 2012 an. Einzelne der insgesamt 179 angeklagten Taten aus den Jahren 2012 bis 2024, wies der Mann in einer Erklärung seines Anwalts dagegen zurück.
Mehr als zwei Millionen Euro Schaden
Mehr als eine Stunde lang hatten die Vertreter der Staatsanwaltschaft zuvor die Anklage verlesen: 317 Zahlungen soll der ehemalige Bankangestellte von zehn meist über 80 Jahre alten Geschädigten erhalten haben - in Summe mehr als 2,1 Millionen Euro. Mehrere der Geschädigten sind mittlerweile gestorben, 138 der 317 Fälle sind verjährt.
Der 58-Jährige war bei seiner Bank unter anderem als stellvertretender Leiter einer Filiale in einem Seniorenheim tätig. Dort soll er das Vertrauen der vermögenden Bankkunden gewonnen haben. Er überzeugte die Senioren laut Anklage davon, ihm wiederholt hohe Bargeldbeträge und etwa Goldmünzen zu übergeben, um das Geld für sie gewinnbringend anzulegen. Doch stattdessen soll er das Geld genutzt haben, um sich einen luxuriösen Lebensstil zu finanzieren.
Luxuriöser Lebenswandel
Ein Personaltrainer, ein Tonstudio im Garten, ein eigenes Fitnessstudio im Haus und regelmäßige Reisen ins Ausland, schilderte eine Kriminalbeamtin vor Gericht den Lebenswandel des Angeklagten. Auch ein Apartment in Spanien kaufte sich der Mann.
Sein Gehalt von der Bank hätte diesen Lebenswandel nicht ermöglicht, sagte die Ermittlerin. Der Angeklagte habe das Vermögen der betagten Kunden über die Jahre aufs Minimum reduziert, habe sie "gemolken". Auch das Vertrauen der älteren Menschen habe er erheblich missbraucht. Wenn Geschädigte sonst etwa Geld über das Internet verloren hätten, rate die Polizei zur lokalen Bank. Dieses Vertrauen habe der 58-Jährige mit seinem Handeln erschüttert.
Staatsanwaltschaft will Vermögen einziehen
In Gang gekommen waren die Ermittlungen gegen den Mann, als Angehörige eines Geschädigten im August 2024 Anzeige stellten. Die Polizei stieß laut der Ermittlerin schnell auf verdächtige Zahlungen. Der Bankangestellte wurde observiert, seine Telefone abgehört. Gegen mehrere Verdächtige laufen derzeit noch Ermittlungen wegen Geldwäsche.
Die Staatsanwaltschaft beantragte laut Anklage die Einziehung von 750.000 Euro als Wertersatz. Auch für die bereits verjährten Fälle soll dies soweit möglich geschehen.
Die Verteidiger des Mannes erklärten, der 58-Jährige wolle den Schaden wiedergutmachen. Sein Anwesen in Schweinfurt werde derzeit verkauft, auch für das Apartment in Spanien liefen die Vorbereitungen dazu. Das Geld solle dann der Staatsanwaltschaft übergeben werden. Ein Urteil in dem Prozess könnte Ende August fallen.
Klage gegen die Bank
Auch gegen die betroffene Bank läuft derzeit ein Verfahren. Am Oberlandesgericht Bamberg fordern Kläger rund 45.000 Euro zurück, da es Abhebungen gegeben habe, die von ihnen nicht autorisiert worden seien, wie ein Gerichtssprecher mitteilte. Das Landgericht Schweinfurt hatte die Zivilklage in erster Instanz abgewiesen.
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