Prozess-Posse um „Storch“ und „Thor“

Textilfirma, deren Kleidung bei Neonazis beliebt ist, klagt gegen Shirts, die das Original aufs Korn nehmen
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Textilfirma, deren Kleidung bei Neonazis beliebt ist, klagt gegen Shirts, die das Original aufs Korn nehmen

NÜRNBERG Seit er das Neonazi-Aussteigerprogramm „Endstation rechts“ ins Leben rief, ist der SPD-Landtagsabgeordnete Mathias Brodkorb bei den Rechten unten durch. Jetzt muss sich der scharfzüngige Politiker auch noch einer Attacke der Firma „Mediatex“ erwehren. Das Unternehmen stellt unter der Marke „Thor Steinar“ Klamotten her, die in Neonazi-Kreisen schwer angesagt sind.

Unter dem Namen „Storch Heinar“ hat Mathias Brodkorb eine Kollektion skurriler T-Shirts auf den Markt geworfen, die die rechten Szene-Outfits aufs Korn nimmt. Das kam bei „Mediatex“ gar nicht gut an. Die Chefs des Unternehmens wittern wegen der ähnlich klingenden Namen eine Markenrechtsverletzung und fühlen sich verunglimpft. Darüber kann Mathias Brodkorb, der in Mecklenburg-Vorpommern im Landtag sitzt, nur müde lächeln. Zur AZ sagte er: „Mit unseren Shirts ahmen wir Thor Steinar nicht nach, sondern machen Satire.“

Mit einer derartigen Einschätzung gibt sich „Mediatex“ allerdings nicht zufrieden – und pocht auf eine gerichtliche Entscheidung. Das Zivilverfahren ist beim Nürnberger Landgericht anhängig, weil „Thor Steinar“-Outfit auch in einem Geschäft (Tønsberg) in der Dr.-Kurt-Schumacher-Straße verkauft wird.

Die Textilfirma will die Klage nicht zurückziehen

Am Mittwoch fand die entscheidende Verhandlung in dieser Prozess-Posse statt, wobei die Parteien aber lediglich durch ihre Anwälte vertreten waren. An den verhärteten Standpunkten änderte sich nichts.

Richter Horst Rottmann brauchte nicht lange, um sich ein Bild der juristischen Lage zu machen. Von einer Verwechslungsgefahr der beiden Produkte kann seiner Ansicht nach nicht gesprochen werden. Daraufhin empfahl er „Mediatex“, die Klage wegen äußerst geringer Erfolgsaussichten zurückzuziehen – und erntete ein eindeutiges Nein. Der „Thor Steinar“-Hersteller will es unbedingt auf ein Urteil ankommen lassen.

Diesen „Gefallen“ wird Rottmann der Firma auch machen – allerdings erst Mitte August. Helmut Reister

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