Prozess nach Mord im Chiemgau: Begleiter der Ermordeten Hanna (†23) sagt aus

Hanna und Philipp wollten nach einer Nacht im Eiskeller in Aschau gemeinsam nach Hause laufen. Doch sie bricht allein auf und wird getötet. Im Mordprozess hadert der junge Mann mit jenem Abend.
Heidi Geyer |
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Begleitet von seinen Verteidigern und Beamten betritt Sebastian T. am Donnerstag das Landgericht Traunstein.
Begleitet von seinen Verteidigern und Beamten betritt Sebastian T. am Donnerstag das Landgericht Traunstein. © Foto: Geyer

Traunstein/Aschau - Der Abend beginnt fröhlich. Noch können Philipp S. (22) und Hanna W. (23), beide aus Aschau, nicht wissen, dass er mit einer Katastrophe enden wird. Denn am nächsten Morgen wird Hannas Leiche in der Prien entdeckt und bald stellt sich heraus, dass sie Opfer eines Gewaltverbrechens wurde.

Im Mordprozess am Landgericht Traunstein sagt am Donnerstag jener junge Mann aus, mit dem Hanna eigentlich nach Hause gehen wollte. Doch dazu kam es nicht: Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft machte sich Hanna alleine auf den Weg und wurde dort von dem Jogger Sebastian T. (21), ebenfalls aus Aschau, aus sexuellen Motiven ermordet. Er soll die junge Frau schwer verletzt in den Bärbach geworfen haben, in dem sie schließlich ertrank.

Dem jungen Mann ist anzusehen, welche Last auf ihm liegt

Philipp S. betritt den Gerichtssaal. Nicht nur seine Körperhaltung ist geknickt. Dem jungen Mann ist anzusehen, welche Last auf ihm liegt. Seine Freundin hatte ebenfalls in dieser Woche ausgesagt und angegeben, dass es schwer für ihn gewesen sei, es ihm inzwischen aber besser gehe. Auf die Frage der Vorsitzenden Richterin Jacqueline Aßbichler sagt der Student, es gehe ihm "den Umständen entsprechend".

Er berichtet von jenem Abend, der Hannas letzter sein sollte. Am Abend des 2. Oktober 2022 glühen beide gemeinsam mit Freunden vor. Es hat sich eingebürgert, dass junge Leute vor dem eigentlichen Weggehen schon gemeinsam Trinkspiele spielen und Alkohol konsumieren. Bier und Wein soll es gegeben haben, auch Pfefferminzschnaps. Philipp, Hanna und ihre Freunde ziehen weiter zum Feiern in den Eiskeller.

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Der Heimweg war nicht beleuchtet, "dunkel und auch ein bisschen gruselig"

Eigentlich wollen die zwei zusammen nach Hause gehen, auch wenn es nicht weit ist. Vom Eiskeller "kann man ja einfach heimgehen", sagt Philipp. Doch heute weiß man, dass Hanna die kurze Wegstrecke in einem bayerischen Bilderbuchdorf nicht überlebt hat. Den Weg über den Kampenwandparkplatz, der nicht der direkte ist, hätten er und Hanna nie genommen. Schließlich sei es dort nicht beleuchtet, "dunkel und auch ein bisschen gruselig". Vermutlich ist Hanna genau dort überfallen worden und in den Bach geworfen worden.

Philipp geht es nicht gut, er hat zu viel getrunken. Zwar habe er mit Hanna ausgemacht, dass sie gemeinsam mit seiner Freundin und deren Schwester nach Hause gehen. Aber dann scheinen sie sich verpasst zu haben.

Zwar gehen die beiden laut Philipp gemeinsam nach draußen, aber dann sucht er noch mal im Gedrängel unten im Eiskeller nach seiner Freundin und deren Schwester, um ihnen den Haustürschlüssel zu geben. Die zwei wollen noch feiern. Der Club liegt unterirdisch in einem langen Schlauch und war ursprünglich wortwörtlich der Eiskeller einer Brauerei.

Gegen 2.27 Uhr ruft er Hanna an, erreicht sie nicht. Auch nicht über Whatsapp. Doch Hannas mobile Daten sind aufgebraucht, weiß Philipp. Gegen halb drei will eine andere Zeugin einen "Todesschrei" gehört haben, kurz vorher wollen andere Zeugen einen Jogger gesehen haben. Philipp sieht Hanna nicht mehr, bricht allein auf.

Am nächsten Tag schreibt er Hanna über Whatsapp – keine Reaktion

Er muss sich mehrfach übergeben, kehrt schließlich doch zum Eiskeller zurück. Er wartet auf seine Freundin, denn er will seine Eltern nicht rausklingeln. Am nächsten Tag schreibt er Hanna über Whatsapp, merkt aber, dass sie offenbar nicht erreichbar ist. Es wundert ihn nicht groß. Dann kommt es ihm doch ein bisschen komisch vor, er schreibt ihr über Instagram. Schließlich meldet sich eine Freundin, fragt nach Hanna.

Um 22.50 Uhr erfährt Philipp, dass eine junge Frau tot aufgefunden worden sein soll. Gegen Mitternacht erhält er die Nachricht, dass es tatsächlich Hanna ist. Der Zeuge muss weinen, auch Hannas Mutter kommen die Tränen. "Am Anfang denkt man sich schon, wenn man nicht runtergegangen wäre, ob das vielleicht alles anders gelaufen wäre", sagt Philipp S.

Aßbichler sagt zu ihm eindringlich: "Herr S., Sie brauchen sich keine Vorwürfe machen. Wir sehen auf dem Video, wie sie sich selbst entscheidet!" Hannas Mutter nickt zustimmend.

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