Prozess: Killer beauftragt oder nur Dealer bedroht?

Es klingt wie der Stoff für einen Krimi: Eine Jugendliche verweigert die Zwangsehe, ihr Bruder heuert im Auftrag der Eltern einen Killer. Das Landgericht Nürnberg-Fürth arbeitet sich durch ein Dickicht an Aussagen.
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"Landgericht Nürnberg-Fürth" steht auf einem Schild am Eingang des Gerichtsgebäudes. Foto: Daniel Karmann/dpa/Archivbild
dpa "Landgericht Nürnberg-Fürth" steht auf einem Schild am Eingang des Gerichtsgebäudes. Foto: Daniel Karmann/dpa/Archivbild

Nürnberg (dpa/lby) - Im Prozess um das angebliche Anheuern eines Auftragskillers, um eine junge Frau zu ermorden, gehen die Darstellungen der Beteiligten weit auseinander. Der angebliche Killer gab am Montag am Landgericht Nürnberg-Fürth als Zeuge an, er habe den Auftrag des Angeklagten nur zum Schein angenommen. Der Angeklagte sagte, er habe dem Mann nur Prügel angedroht, weil er seiner Schwester Drogen verkaufen wollte.

"Bruder sucht Killer, der die eigene Schwester umbringt! Wo sind wir hier"? Der angebliche Auftragskiller, der der jungen Frau für 1500 Euro mehrere Messerstiche versetzen sollte, schilderte sichtlich erregt die Ereignisse. Anstatt den Auftrag auszuführen, sei er zur Polizei gegangen.

Der Angeklagte aus dem Irak ist der Bruder der 16 Jahre alten jungen Frau. Der Anklage zufolge soll er versucht haben, seine Schwester töten zu lassen, weil diese sich einer Zwangsheirat widersetzte. Laut Anklageschrift war das Mädchen auf Wunsch ihrer Eltern im März 2019 mit einem 23-Jährigen verlobt worden. Die Hochzeit sollte dann im Sommer 2019 folgen.

Doch weil die junge Frau den Mann nicht heiraten wollte, schlugen sie der Anklage zufolge der Vater und ihr älterer Bruder immer wieder, um ihren Willen zu brechen. Das Mädchen weigerte sich und lief mehrfach von zuhause weg. Schließlich habe der angeklagte Iraker beschlossen, dass seine Schwester sterben müsse, und einen Killer angeheuert, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft.

Der Angeklagte stritt am Montag den Mordauftrag ab und präsentierte eine andere Version: Er habe erfahren, dass der Zeuge seiner Schwester Marihuana verkauft habe, ihn zur Rede gestellt und mit Schlägen gedroht. "Ich würde nie zulassen, dass jemand meiner Schwester etwas antut", heißt es in der vom Verteidiger verlesenen Einlassung des Angeklagten.

Ein Urteil wird am 23. Januar erwartet. Parallel läuft ein Verfahren wegen versuchter Zwangsheirat gegen die Eltern des Mädchens. Vater und Bruder der jungen Frau sitzen seit Juni 2019 in Untersuchungshaft, sie selbst lebt an einem geheimen Ort. Auch der Verlobte stand wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung bereits im Dezember vor Gericht. Verurteilt wurde er wegen Körperverletzung zu einer Geldstrafe.

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