Prozess im Wohnzimmer?
Früherer Nürnberger Promi-Wirt (68) muss sich wegen versuchten Totschlags verantworten. Der Richter war Stammgast und lehnte sich selbst als befangen ab.
NÜRNBERG Er wollte noch in der Welt herumreisen, das Leben genießen – doch ab Donnerstag muss sich der ehemalige Nürnberger Promi-Wirt Fritz B. (68) wegen versuchten Totschlags vorm Nürnberger Schwurgericht verantworten.
Am 26. Oktober 2007 hatte er einen Gast (54) in seinem ehemaligen Lokal „Raubritter“ mit einem Austernmesser angegriffen, das zufällig in der Tasche steckte. Fritz B. stach es ihm laut Anklage in den Bauch. Durch eine Notoperation wurde der Mann gerettet.
Ob Opfer Hans S. aber als Zeuge im Prozess erscheinen kann, ist noch offen. Wegen seines schlechten Allgemeinzustandes verlässt der Mann angeblich seine Wohnung nicht mehr. Möglicherweise wird das Gericht ihn in seinem Wohnzimmer vernehmen müssen.
Prozess mit Hindernissen
Es ist eh ein Prozess mit Hindernissen: Der Vorsitzende Richter der Schwurgerichtskammer, Peter Wörner, gab dieses Verfahren an seine Beisitzerin Andrea Dycke ab, weil er sich selbst als befangen ablehnte. Der Grund: Wie viele andere Nürnberger ging er gerne ab und zu in die gemütlichen Altstadt-Wirtshäuser „Burgwächter“ und „Raubritter“, als sie noch von Fritz B. betrieben wurden. Der unternehmungslustige Harley-Davidson-Fahrer hatte den „Raubritter“ als letztes Lokal in seiner 34-jährigen Laufbahn als Wirt geführt, bis er im April 2007 in Ruhestand ging.
Der Prozess ist auf drei Tage angesetzt, 27 Zeugen und drei Gutachter sind geladen. Fritz B. droht eine Strafe zwischen zwei und elf Jahren. cis
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