Demo gegen Verkehrschaos: Behörde durchkreuzt Pläne am Eibsee

Eine Demo genau zum Saisonstart auf der Zugspitze: Das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen erlaubt das nicht. Kommt es noch zu einem alternativen Protest? Ungewiss.
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Der Eibsee am Fuße der Zugspitze ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel in Oberbayern.
Der Eibsee am Fuße der Zugspitze ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel in Oberbayern. © imago/imageBROKER/Martina Melzer

Der viele Verkehr im Zugspitzdorf Grainau treibt Andreas Neuner (17) um. Weil es seine Heimat ist. Zusammen mit Martin Sielmann (64) hatte er deswegen schon einmal zur Demonstration am Eibsee aufgerufen. Auch an diesem Wochenende (29. November), zeitgleich zum Saisonstart auf der Zugspitze, haben sie in Grainau einen weiteren Protest für bessere Verkehrslösungen angezettelt. Eigentlich.

Doch die zwei werden ausgebremst, ihre Pläne sind geplatzt: Eine erneute Verkehrsdemo auf der Eibseestraße wird es erst einmal nicht geben. Das bestätigt das zuständige Landratsamt der AZ: "Das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen hat sich tatsächlich gegen die ursprünglich geplante Versammlung auf der Eibseestraße in Grainau ausgesprochen."

Behörde cancelt Pläne: Rettungswege ausschlaggebend

Der Grund: Sorgen um die Sicherheit. Der Sprecher führt aus: "Der Grund für die Ablehnung war, dass gerade zu Beginn der Skisaison aufgrund von Rückstau, der durch die Versammlung verursacht wird, Rettungswege nicht freigehalten werden können." Grainaus Bürgermeister Stephan Märkl (CSU) kann diese Sicherheitsbedenken "absolut" nachvollziehen.

Ein Blick auf den Eibsee und den Parkplatz davor.
Ein Blick auf den Eibsee und den Parkplatz davor. © imago/Sven Severing

Veranstalter Sielmann teilt der AZ am Montag mit, dass er bei einem diesbezüglichen Kooperationsgespräch aus seiner Sicht vor vollendete Tatsachen gestellt wurde: "Als ich dorthin kam, traf ich auf rund 18 Leute, die alle eine vorgefasste Meinung hatten: Anders als am 12. Oktober darf es keine Demonstration mehr auf der Eibseestraße geben."

Sielmann fragt sich: Was hat sich seit diesem Tag geändert, "außer dass Autofahrer den Demonstrierenden Stinkefinger gezeigt haben"? Der Sprecher des Landratsamtes sieht es anders: "Die Erfahrungen der letzten Versammlung haben gezeigt, dass es Sicherheitsbedenken gibt."

Sielmann kontert: "Viel zu oft ist Grainau von Autos verstopft"

Dass die Demo Rettungswege versperre, "kann ich mit dem heutigen Abstand nicht mehr nachvollziehen", so wiederum Sielmann. "Denn viel zu oft ist Grainau durch den Massenandrang von Autos verstopft. Was machen die Rettungsdienste dann?" Er vermutet, dass touristische Gründe eigentlich dahinterstecken.

Alternative Idee: Demo in Garmisch?

Kurzfristig wollten Neuner und Sielmann die Demo im nahen Garmisch abhalten. Noch haben sie dafür kein grünes Licht der Behörde, sagt Sielmann am Montag. Ganz begraben hat er die Protest-Pläne noch nicht, bei Neuner klingt es endgültiger.

Dieses Foto hat Andreas Neuner der AZ in diesem Sommer zur Verfügung gestellt. Es zeigt den großen Andrang auf einen Bus am Eibsee.
Dieses Foto hat Andreas Neuner der AZ in diesem Sommer zur Verfügung gestellt. Es zeigt den großen Andrang auf einen Bus am Eibsee. © Andreas Neuner

Der Wechsel nach Garmisch hat aus seiner Sicht nicht die gleiche Wirkung und würde eher die Anwohner behindern. Das Landratsamt teilt mit, dass dazu noch ein Kooperationsgespräch stattfinden soll.

Grainauer Bürgermeister: "Ja, ich bin froh"

Grainaus Bürgermeister teilt der AZ ehrlich mit: "Ja, ich bin froh, dass die Demo in Grainau nicht stattfindet." Aber er sei gleichzeitig nicht glücklich darüber, sollte sie in Garmisch ablaufen. "Die Grainauer Bürgerinnen und Bürger haben durch die Demo massive Einschränkungen nach Garmisch-Partenkirchen zu kommen und umgekehrt."

Auch bei der Bayerischen Zugspitzbahn ist man nicht traurig über die Absage. Sprecherin Laura Schaper teilt der AZ mit: "Wir sind den Demonstrationen am Eibsee gegenüber recht kritisch eingestellt und deshalb begrüßen wir die aktuellen Entwicklungen sehr."

Sie könnten den Zeitpunkt der Demonstration nicht nachvollziehen, "denn eine hohe Nachfrage am Eibsee ist primär an den Hochbetriebstagen im Sommer gegeben und damit temporär". Bade- und Seegäste seien jetzt aber nicht vor Ort. "Damit appelliert eine Demonstration zum jetzigen Zeitpunkt an den falschen Gast."

Andreas Neuner (17) engagiert sich für seine Heimat Grainau.
Andreas Neuner (17) engagiert sich für seine Heimat Grainau. © privat

Wie finden die Einheimischen die Proteste generell? Der Bürgermeister lässt wissen: "Die Wahrnehmung vieler Grainauer ist, dass die Demos dem Tourismus schaden und nicht helfen. Es wird hier der Anschein erweckt, dass insbesondere Tagestouristen nicht mehr gerne gesehen sind."

Auch Neuner bestätigt, dass die Stimmung bezüglich der Demos "so lala" sei. Er möchte hervorheben, dass sich ihr Protest nicht gegen den Tourismus generell richtet. "Wir versuchen nur, die Massen zu bremsen." Sein Ziel, auch als Kandidat für den Landratsposten, ist: "Der Tourismus soll für jeden nachhaltiger und genießbarer sein."

"Die Einheimischen gehen gar nicht mehr zum Eibsee"

Das ist aktuell nicht der Fall, wie Mitveranstalter Sielmann sagt: "Die Einheimischen gehen gar nicht mehr zum Eibsee, weil sie nicht mehr hinkommen." Das besonders bei Ausflugswetter und in den Ferien herrschende Verkehrschaos im gesamten Loisachtal ist aus seiner Sicht unhaltbar geworden.

Sielmann, der die Wählergruppierung "Bürger für Garmisch-Partenkirchen" initiiert hat, sagt: "Es schadet massiv wirtschaftlich, weil es Gäste abschreckt. Es ist für die Anwohner eine wachsende Zumutung." Ganz abgesehen vom Umweltschutz.

Am kommenden Wochenende (29. November) startet auf der Zugspitze die Skisaison. Bis dahin soll auch das beliebte Gipfelkreuz zurückkehren. Aktuell wird es bei Kunstschmiedin Andrea Würzinger gereinigt und repariert.
Am kommenden Wochenende (29. November) startet auf der Zugspitze die Skisaison. Bis dahin soll auch das beliebte Gipfelkreuz zurückkehren. Aktuell wird es bei Kunstschmiedin Andrea Würzinger gereinigt und repariert. © Peter Kneffel/dpa

Er nennt auch sogleich ein Vorzeige-Touristenziel: "Wir fordern, dass das bei uns umgesetzt wird, was es in Südtirol oder in Chamonix längst gibt. Dort gibt es die Verkehrswende. Die mit ihrem Auto anreisenden Urlauber lassen vielfach ihre Autos im Urlaub stehen, weil sie der ÖPNV bequem und preiswert bedient."

Seine konkreten Forderungen für eine bessere Vernetzung: 30-Minuten-Takt für die Werdenfelsbahn und für die zwischen Garmisch und der Zugspitze verkehrende Zugspitzbahn, 15-Minuten-Takt für den Eibseebus und die Ortsbusse sowie ein Skibussystem, "das engmaschig Farchant, Garmisch-Partenkirchen und Grainau bedient".

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  • CO2 Voodoo vor 2 Stunden / Bewertung:

    Warum nicht mal wieder Greta engagieren. Die Italiener haben sie gerade aus Venedig rausgeschmissen. Den Grünen sollte es recht sein, die freuen nach jedem Strohhalm, um nicht in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.

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