Preisabsprache: Skandal um Bohrfirmen in Franken

Die Konkurrenz schusterte sich seit den frühen 90ern gegenseitig Aufträge zu – zehn Unternehmen sind betroffen, gegen 19 Beschuldigte wird ermittelt.
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Wird auch der Preisabsprachen beschuldigt: die Firma Ochs in der Schieräckerstraße im Nürnberger Stadtteil Leyh.
bayernpress.com Wird auch der Preisabsprachen beschuldigt: die Firma Ochs in der Schieräckerstraße im Nürnberger Stadtteil Leyh.

Die Konkurrenz schusterte sich seit den frühen 90ern gegenseitig Aufträge zu – zehn Unternehmen sind betroffen, gegen 19 Beschuldigte wird ermittelt.

NÜRNBERG Ein richtiges Kuschel-Klima muss unter den Konkurrenten im Bohr- und Brunnengewerbe in Bayern geherrscht haben. Statt knallhartem Kampf setzte man im Kreis dieser Spezialisten lieber auf kollegiale Absprachen: Im Rotations-Prinzip wurden die teils öffentlichen, teils privaten Aufträge intern verteilt. Über Preisabsprachen wurde geregelt, wer als günstigster Anbieter den Auftrag erhielt. Diesen verbotenen Machenschaften wurde nun ein Riegel vorgeschoben: Während einer großen Razzia wurden vier Verdächtige verhaftet.

„Es sind mindestens zehn Firmen in Bayern betroffen“, so der Nürnberger Oberstaatsanwalt Wolfgang Träg. Er ermittelt gegen 19 Beschuldigte. Unter den Firmen stammen viele aus Franken – wie die Firma Ochs in Nürnberg. Ein Ochs-Sprecher: „Wir sind leider involviert.“ Zu den 19 zählt auch der Geschäftsführer einer Fürther Bohrgesellschaft, der pikanterweise auch Vorsitzender des Bundesverbandes der Deutschen Bohrunternehmen ist. Für die Staatsanwaltschaft Nürnberg dürfte das von Interesse sein. Denn auffällig war, dass auf Ausschreibungen niemand reagierte, der die Absprache-Praxis nicht beherrschte. Man musste also seine Kollegen kennen.

Bei einem Treffen am Rastplatz schlugen die Fahnder zu

Geschädigte sind der Staatsanwaltschaft momentan noch nicht bekannt. Noch lautet der Vorwurf daher „nur“ auf verbotene Preisabsprache. Darauf stehen Geldstrafen – oder Gefängnis bis zu fünf Jahren.

„Ob es sich auch um Betrug handelt“, so Träg, „wird noch ermittelt. Der wäre denkbar, wenn eine Folge der Absprache wäre, dass der Auftraggeber einen überhöhten Preis bezahlt hat.“ Es liegen keine Hinweise vor, dass Schmiergeld an die Auftraggeber geflossen ist, oder der Auftrags-Gewinner an die Verlierer zahlen musste.

Einer der vier Verhafteten, die sich nach bis zu drei Wochen Haft teilweise gegen Auflagen wieder auf freiem Fuß befinden, wurde auf frischer Tat erwischt: Die Fahnder des Dezernats „Organisiertes Verbrechen“ fassten ihn bei einer Preisabsprache auf einem Rastplatz nördlich von Nürnberg.

Das Quartett gestand. Die Preisabsprachen sind seit Anfang der 1990er Jahre üblich. „Doch die Fälle verjähren nach fünf Jahren“, ermittelt werden die Fälle ab 2004. sw

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