Post-Schock: Filialen in Nürnberg werden geschlossen!
Bis 2011 werden alle noch selbst betriebenen Geschäftsstellen des Unternehmens dicht gemacht. Scharfe Kritik von den Gewerkschaften.
NÜRNBERG Das große Filial-Sterben geht weiter: Die Deutsche Post hält an ihrem radikalen Sparkurs fest. Sie macht bis spätestens Ende 2011 bundesweit alle eigenen Postfilialen dicht! Im Zuge dieser Maßnahme werden ab sofort auch noch die restlichen selbst betriebenen 475 von ehemals über 12 000 Post-Filialen mit bis zu zwei Schaltern in so genannte „Post-Partner-Agenturen“ umgewandelt und an private Unternehmer abgegeben. In Bayern sind von dieser Maßnahme insgesamt 70 Filialen betroffen.
Auch in Nürnberg werden bald die letzten klassischen Postfilialen schließen – darunter die Filialen in der Velburger, Äußeren Bayreuther, Kilian- und Welser Straße. „Es geht nicht um Schließungen. Alle Filialen werden am gleichen Standort oder in umittelbarer Nähe in Post-Partner-Filialen umgewandelt“, beschwichtigt Gerold Beck, Postsprecher in Bayern: „In solchen Post-Agenturen bieten Einzelhänder zusätzlich zu ihrem Kerngeschäft wie Schreibwaren oder Lebensmittel auch Brief- und Paketdienste an. Niemand muss weiter als zwei Kilometer zu einer Partner-Filiale gehen.“
In den 850 früheren Haupt-Postämtern wird die Postbank zumindest bis 2017 weiter auch Postdienste anbieten. Nicht betroffen sind bislang die Postbank-Finanzcenter am Hauptbahnhof, in der Adlerstraße, am Keßlerplatz und am Plärrer.
"Das hat katastrophale Auswirkungen auf Kunden und Mitarbeiter."
Besonders bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi stößt der Radikalkurs der Post auf scharfe Kritik. „Damit verabschiedet sich die Post endgültig von einer eigenbetriebenen Filialstruktur“, kritisiert der bayerische Verdi-Sprecher Hans Sterr: „Das hat katastrophale Auswirkungen auf Kunden und Mitarbeiter. Wie der Service am Ende für den Kunden aussieht, das ist der Post – bayerisch gesprochen – völlig wurscht“. Sterr befürchtet längere Wege, längere Wartezeiten und schlechter ausgebildetes Personal.
Gerold Beck verteidigt dagegen Vorteile die Auslagerung: „Die Post spart dadurch hohe Miet- und Personalkosten.“ Es ginge um Wirtschaftlichkeit. Einen „Service-Verlust“ befürchte die Post nicht.
Das sehen viele Kunden völlig anders. Denn wo heute „Post“ dran steht, ist längst nicht mehr alles drinnen, was Kunden lange damit verbunden haben: Kauf von Briefmarken, Aufgabe von Paketen, Einzahlung von Rechnungen.
Die nächste Katastrophe befürchten Post-Kritiker spätestens ab 2017: „Ich gehe jede Wette ein, dass die Manager der Postbank-Center den Brief-Paket-Service dann endgültig streichen.“ Die Wette könnte der Gewerkschafter gewinnen: Die Postbank ist gesetzlich nur noch acht Jahre lang verpflichtet, Brief- und Paketdienste anzubieten. Michael Backmund
- Themen:
- Gewerkschaften