Posse um Nürnberger Ehrengräber

Rathaus-CSU wollte auf den unzureichenden Schmuck hinweisen – doch die Denkmäler waren bereits für den Winter herausgeputzt
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Rechtzeitig zu Allerheiligen: Mit diesen Erika-Gestecken schmückte gestern ein städtischer Mitarbeiter die Ehrengräber.
News5 Rechtzeitig zu Allerheiligen: Mit diesen Erika-Gestecken schmückte gestern ein städtischer Mitarbeiter die Ehrengräber.

NÜRNBERG - Rathaus-CSU wollte auf den unzureichenden Schmuck hinweisen – doch die Denkmäler waren bereits für den Winter herausgeputzt

Kurioser Termin: Gestern lud die Rathaus-CSU zum Ortstermin auf den St. Johannisfriedhof. Die Stadträte wollten den bemitleidenswerten Zustand der Ehrengräber anprangern. Doch gerade, als die Mitglieder des Kulturausschusses einen angemesseneren Grabschmuck forderten, kam ein städtischer Mitarbeiter – und verteilte Schalen mit Erika-Gestecken auf den Gräbern von Albrecht Dürer, Martin Behaim, Veit Stoß und Willibald Pirckheimer. Damit hatte Ulrike Hölldobler-Schäfer, kulturpolitische Sprecherin der Rathaus-CSU, nun wirklich nicht gerechnet. Am Montag noch hatte sie die Gräber in einem bemitleidenswerten Zustand vorgefunden: „Auf einigen war überhaupt kein Schmuck zu finden. Und auch das Grab von Albrecht Dürer war nur sehr sparsam geschmückt.“

Was die Vertreterinnen des Bürgervereins, die ebenfalls zum Termin geladen waren, jedoch nicht wunderte. Im Oktober sei nun mal die Zeit, in der der alte Grabschmuck vom Sommer abgeräumt und die Denkmäler für den Winter herausgeputzt werden. Zudem werden jedes Jahr zur Johanniskirchweih im Juni die Ehrengräber auf dem schönsten Friedhof Nürnbergs von der Stadt geschmückt. „Ich würde gerne noch mehr machen“, sagte dazu Willi Heidrich, der im Rathaus dem Amt für Veranstaltungen und Ehrungen vorsteht, und in dessen Ressort auch der Grabschmuck fällt. „Aber mir fehlt das Geld.“ 168000 Euro Etat hat er pro Jahr zur Verfügung. „Damit muss ich alles bezahlen“, sagte er und zählte auf: „Jeden Empfang, jede Ehrung, die Feierlichkeiten bei der Verleihung der Bürgermedaillen.“ Zudem habe der Stadtrat vor Jahren beschlossen, wie und wie oft die Gräber geschmückt werden.

Ein Beschluss, den Hölldobler-Schäfer nicht kannte. Und auch in der Friedhofsordnung hat sie wohl nicht nachgesehen. Denn dort ist vorgeschrieben, dass keine Blumen ohne Schale auf den Sandstein-Gräbern abgelegt werden dürfen. Und so mussten die CSU-ler ihre Gebinde wieder mitnehmen, mit denen sie eigentlich auf den mangelnden Grabschmuck aufmerksam machen wollten. Wie gesagt: Kurios eben...Michael Reiner

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