Pool-Party zur Rettung der klammen Ice Tigers?
Opposition zu Boss Hertel formiert sich, schweigt aber ebenso wie DEL & Verein
NÜRNBERG Die eine Seite wäscht ihre Hände in Unschuld und sucht krampfhaft nach einem Schwarzen Peter. Dagegen macht die um die Rettung der Nürnberg Ice Tigers ernsthaft bemühte Opposition ein Geheimnis über ihre Zusammensetzung und Vorstellungen, wie es bei den Puckjägern weitergehen könnte. Traurige Tatsache: Es wird weiter auf Zeit gespielt.
Der vorläufig zum Insolvenzverwalter bestellte Rechtsanwalt Volker Böhm wollte eigentlich gestern Abend einen Geldgeber präsentieren, der im ersten Schritt zumindest den Spielbetrieb für die laufende Saison gewährleisten soll. Pustekuchen. „Die Termine haben sich kurzfristig verschoben“, erklärt Tiger-Sprecher Ralf Kissau, und bat um weitere zwölf Stunden Geduld bis zum heutigen Vormittag. Um gleich hinterher zu schicken: „Das heißt nicht, dass wir in neuen Schwierigkeiten stecken.“
Abwarten. Vertreter der Deutschen Eishockey Liga (DEL) haben gestern nach zweitägiger Prüfung der Lizenzunterlagen die Tiger-Geschäftsstelle am Kurt-Leucht-Weg verlassen. Ohne Kommentar. Genauso schweigsam ist Norbert Schumacher. Der vom derzeit offiziell aufgrund geschäftlicher Termine nicht erreichbaren Alleingesellschafter Günther Hertel eingesetzte Geschäftsführer der Eishockey GmbH ist „zu keiner Auskunft bereit“. Er, der kürzlich versicherte: „Die Firma Aichinger ist ihren Verpflichtungen bislang nachgekommen.
Aichinger gehört zu Hertels Firmengruppe. Der 66–Jährige hat also bei Abschluss des Hauptsponsorenvertrages über 800000 Euro – plus Mehrwertsteuer! – mit sich selbst verhandelt. Und diesen Kontrakt der DEL zur Lizenzerteilung vorgelegt. Erinnert an ein Possenspiel, ist aber gar nicht lustig. Denn hartnäckig hält sich die Vermutung, nicht Dritte, sondern Hertel stünde mit Aichinger in der Bringschuld. Hertel vor gut zwei Wochen: „Wir haben ein paar 100 000 Euro Außenstände." Grund laut Kissau: „Nicht fristgerecht eingegangene Sponsorengelder." Die DEL-Prüfung wird Aufschluss geben.
Hinter der Opposition werden unter anderem Ex-Tiger-Boss Harry Frey, Michael A. Popp (Chef der Firma Bionorica und Namenssponsor der Sinupret Ice Tigers) und Vertreter des Bauunternehmens Max Bögl aus Sengenthal bei Neumarkt vermutet. Frey hatte seine Anteile mit vier weiteren Partner vor zwei Jahren für den symbolischen Preis von einem Euro (1 E!) an Hertel verkauft. Rückkauf nicht ausgeschlossen. Unter der Voraussetzung, Hertel steigt komplett aus. Was dann aus den eventuell fehlenden 800000 Aichinger-Euro wird, bleibt abzuwarten. Von einer gütlichen Einigung (Verzicht, Ratenzahlung, Teilerlös) bis hin zum Besuch von einem Gerichtsvollzieher scheint alles möglich. Markus Löser
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